«Das Heidelbeeren-Virus hat uns einfach gepackt», erzählt Stefan Brunner, der zusammen mit seiner Ehefrau Lorena seit fünf Jahren im Berner Seeland bei Aarberg das begehrte Heidekrautgewächs kultiviert.
Wie beliebt die blauen Beeren sind, habe sie bereits früher noch auf dem Hof ihrer Eltern gemerkt, ergänzt die Jungbäuerin: «Das bisschen Beeren, die wir damals produzierten, waren jeweils in der ersten halben Stunde verkauft. Damals erkannte ich das Potenzial bei den Bio-Beeren.» So habe sie ihren Mann überzeugt, es auf dem «Eichhof» zwischen Wald und Feldern mit Blick auf den Jura zu versuchen.
Ein Nischenprodukt
Doch auch andere Schweizer Bauern setzen auf Beeren – mit Unterstützung vom Bund. Die Konkurrenz wächst. Manchmal ärgert es sie, wenn einer mit dem Preis unten reingeht. «Ich finde, man sollte bei diesem Nischenprodukt zusammenhalten. Umso mehr, als der Anbau kompliziert und anspruchsvoll ist», so die Bäuerin.
So brauchen die Blaubeeren einen speziellen sauren und feuchten Boden, der in der Schweiz kaum vorkommt. Brunners mussten tonnenweise Holzschnitzel auf das Feld verteilen, damit der Boden die Bedingungen erfüllt. Die fünf Zentimeter dicke Holzschnittel-Schicht hält die Feuchte auch bei grosser Hitze im Boden. Darunter muss es tropfend nass bleiben.
Ausländische Billigkonkurrenz
Die Schweizer Heidelbeer-Bauer müssen aber auch mit der Konkurrenz aus dem Ausland mithalten, wo der Anbau dank geeigneterer Böden einfacher und günstiger ist.
Die Jungbäuerin weist auf die Löhne als wichtiger Faktor hin: «Wir zahlen den Schweizer Minimallohn in der Landwirtschaft und nicht einen Euro pro Stunde oder gar Tag wie in Chile, Deutschland oder Italien.»
Heidelbeeren können zudem rund ums Jahr ohne Einschränkung importiert werden. Schutzzölle gibt es nicht. Deshalb haben sich Brunners auch für die Bio-Produktion entschieden. Da sind die Kunden eher bereit, höhere Preise zu bezahlen. Der Kilopreis liegt bei ungefähr 32 Franken, also bei acht Franken für ein Schälchen à 250 Gramm.
Glauben an die «Kultbeere»
Die Anbaufläche für Blaubeeren hat sich in der Schweiz in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Dass der Schweizer Markt bald übersättigt sein könnte, glaubt man auf dem «Eichhof» nicht.
Die Heidelbeere sei eine «Kultbeere» vor allem in den USA, betont Lorena Brunner: «Die Amerikaner essen drei Kilogramm, in der Schweiz sind es erst 25 Gramm pro Kopf und Jahr. Da ist also noch ein extremes Potenzial vorhanden.»
Sorgen machen sich Brunners eher, dass sich die teure Produktion nicht mehr rechnet. Aufgeben ist aber kein Thema. Zu «angefressen» sind die beiden von der blauen Beere, wie sie selbst sagen. Auch sie machen aber auch Ackerbau und versuchen sich als Event-Organisatoren.