Märchen können Brücken schlagen, davon ist Sophia Berger überzeugt. Und diese Brücken seien nötig: «Wir müssen die Kulturen der Flüchtlinge kennenlernen», sagt sie. Schliesslich könnten wir die Völkerwanderungen nicht stoppen. Und um andere Kulturen kennenzulernen, seien «Musik, Essen und Märchen» gute Mittel.
Mehr erfahren
Sophia Berger (78) arbeitete als Pädagogin unter anderem mit Menschen mit einer geistigen Behinderung. Vor 20 Jahren liess sie sich zur Märchenerzählerin ausbilden. Als sie in Bern ehrenamtlich Deutsch für Flüchtlinge unterrichtete, fragte sie diese nach Märchen aus ihren Kulturen.
«Es begann mit einer Tibeterin, die mir ein Märchen aus ihrer Heimat erzählte, so gut es ihr auf Deutsch möglich war», erinnert sich Sophia Berger. Daraufhin organisierten die beiden einen Märchenabend in zwei Sprachen – tibetisch und deutsch. Weitere Anlässe folgten mit Märchen in anderen Sprachen.
Die ‹Bremer Stadtmusikanten› gibt es auch im Tibet.
Unterdessen ist Sophia Berger spezialisiert auf Märchen aus Tibet, Eritrea und Persien (Iran). Und sie hat noch lange nicht genug: «Ich warte auf Märchen aus Senegal, Sri Lanka, Kurdistan.»
In manchen Märchen aus anderen Ländern finde sie Gemeinsamkeiten mit solchen aus dem deutschsprachigen Raum: Zum Beispiel das Grimm-Märchen ‹Allerleihrauh› in einer palästinensischen Version. Oder die ‹Bremer Stadtmusikanten›: «Die fand ich im Tibetischen, einfach mit anderen Tieren.»
Für ihren Einsatz für Märchen aus anderen Kulturen erhält Sophia Berger nun also den Schweizer Märchenpreis der Mutabor-Stiftung. Die Preisverleihung ist am 20. September in der französischen Kirche in Bern.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32 / 17:30 Uhr)