Gemäss wissenschaftlichen Studien seien Jugendliche am frühen Morgen wenig aufnahmefähig, sagte Gemeinderätin Franziska Teuscher. Bei einem späteren Unterrichtsbeginn sei die Leistung der Schüler deutlich höher. Der Ball liege nun beim städtischen Schulamt und bei den Schulleitungen, sagte Teuscher. Sie sollen bis Ende Jahr prüfen, wie sich ein späterer Schulbeginn umsetzen liesse.
Ganz einfach ist die Umsetzung des Vorhabens nicht. Die Frühstunden müssten ja zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt werden. Entweder wird also die Mittagspause verkürzt, oder der Unterricht dauert am Nachmittag länger. Beide Lösungen sind mit Nachteilen verbunden.
Wie auch immer: Die Änderung des Stundenplans könnte frühestens im Schuljahr 2017/18 vollzogen werden, wie Teuscher sagt. Zunächst gehe es nur um die Oberstufenschüler. Frühstunden gibt es auch in der Mittelstufe, wo aber eine verminderte Aufnahmefähigkeit am frühen Morgen nicht wissenschaftlich nachgewiesen ist.
Gute Erfahrungen an der Oberstufe Munzinger
Bereits ein späterer Unterrichtsstart hat in der Stadt Bern die Oberstufe Munzinger. Im Rahmen eines Schulversuchs hat sie die Frühstunden gestrichen und beginnt die Schule um halb 9 Uhr. Ab 8 Uhr sei aber bereits eine Lehrperson im Schulzimmer und betreue die Schülerinnen und Schüler, die früher zur Schule kommen wollten, sagt Schulleiter Giuliano Picciati. Mit den späteren Unterrichtsstart habe die Oberstufe Munzinger in der Stadt Bern Fakten geschaffen. «Lange hat man gesagt, das sei gar nicht machbar. Wenn aber eine Schule es realisiert, ist dieses Argument nicht mehr stichhaltig», sagt Schulleiter Picciati.
Ein späterer Unterrichtsbeginn ist nicht nur in der Stadt Bern ein Thema. Die kantonale Verkehrsdirektorin Barbara Egger wies schon 2012 darauf hin, dass sich so der öffentliche Verkehr zu Stosszeiten entlasten liesse. Zur Diskussion steht nun ein Pilotversuch an den Stadtberner Gymnasien, ein Entscheid steht aber noch aus.