Die Berner Stadtregierung zählt mehrere Problempunkte auf, die auf dem Standplatz Buech in den letzten Jahren zugenommen hätten:
- Überbelegung: Der Platzbedarf der wachsenden Familien steige stetig und die Kapazitäten des Standplatzes seien ausgeschöpft.
- Schulpflicht: Die Situation sei «in Bezug auf die Einhaltung der Schulpflicht trotz vieler Anstrengungen noch immer unbefriedigend».
- Gesundheit: Unter den Bewohnerinnen und Bewohnern gebe es immer mehr gesundheitliche, wirtschaftliche und soziale Probleme.
- Zusammenarbeit: Den Stadtbehörden fehle ein Ansprechpartner, der alle Bewohnenden vertreten und getroffene Vereinbarungen durchsetzen könnte.
- Mietverträge: Einzelne Bewohnende des Standplatzes schuldeten der Stadt namhafte Beträge für die Miete ihres Platzes.
- Platzordnung: Regeln würden teilweise nicht eingehalten, etwa beim Parkieren von Autos.
Die Stadtregierung will nun unter anderem die Platzordnung erneuern. «Es muss definiert werden, welche Regeln zwingend eingehalten werden müssen und von der Stadt durchgesetzt werden und welche Sanktionen bei groben Regelverstössen ergriffen werden», heisst es in der «Strategie Standplatz Buech», die der Gemeinderat am Dienstag veröffentlicht hat. Zuviel Verständnis und Nachsicht seien nicht zielführend gewesen und hätten zu Ungleichbehandlungen geführt.
Umstrittene Schulpflicht
Nicht alle Kinder des Standplatzes Buech erhalten so viel Bildung, wie es die Stadt wünscht. Abgemacht ist eigentlich, dass Kinder von sesshaften Familien das ganze Jahr zur Schule gehen. Diejenigen von fahrenden Familien im Winterhalbjahr – im Sommer sollen sie eigenverantwortlich Arbeitsaufträge ausfüllen.
Das geschehe aber nicht genügend, heisst es im Bericht. Es sei festzustellen, dass «viele Fahrende – so auch manche Eltern auf dem Standplatz Buech – der Schulbildung eine komplett andere Bedeutung zuweisen, als dies in der Mehrheitsgesellschaft üblich ist.»
Sie werden ihre Meinung dazu äussern können.
Sie wolle in diesem Bereich nichts verordnen, sagt die Berner Bildungsdirektorin Franziska Teuscher. Sie appelliere an die Eigenverantwortung der Eltern. «Andererseits haben wir von der Stadt die Pflicht dafür zu sorgen, dass die Kinder zu ihrem Recht auf Bildung kommen.» Es sei anspruchsvoll, da «einen geeigneten Weg zu finden», sagt Teuscher, aber sie sei sicher, dass es gelinge.
Man werde alle vorgesehenen Massnahmen an einer Veranstaltung mit den Betroffenen diskutieren, sagt Felix Wolffers, Leiter des Berner Sozialamts. «Sie werden ihre Meinung dazu äussern können.» Zudem werde die Stadt das Gespräch mit dem Präsidenten der Fahrenden-Organisation suchen, «damit wir einen Partner haben, der die Bedürfnisse der Leute dort gut kennt.» Erst danach werde die Stadt das weitere Vorgehen beschliessen.
Es braucht dringend mehr Standplätze.
Für Daniel Huber, Präsident der «Radgenossenschaft der Landstrasse» (das ist die Dachorganisation der Jenischen und Sinti in der Schweiz), ist das Hauptproblem beim Standplatz Buech der fehlende Platz.
«Die Jungen sind nachgekommen und es braucht unbedingt einen neuen Standplatz für sie.» Schon jetzt seien fünf Familien auf Parkplätzen, die nicht wüssten, wohin. «Die Stadt Bern soll Druck beim Kanton machen, dass es einen weiteren Standplatz wie Buech gibt», wünscht sich Huber.
Damit rennt er bei der Stadt Bern offene Türen ein: «Die Problematik der Überbelegung des Standplatzes Buech kann nur durch die Schaffung zusätzlicher Standplätze auf kantonaler Ebene gelöst werden», heisst es in der am Dienstag veröffentlichten «Strategie Standplatz Buech».