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Bühne, Judith und Blaubart, Scheinwerfer.
Legende: Das Bühnenbild ist japanischen Manga-Comics nachempfunden. zvg / Annette Boutellier

Bern Freiburg Wallis Ungewohnte Töne in der Berner Reitschule

In der Berner Reitschule prallen in den nächsten Tagen Welten aufeinander: Bereits zum dritten Mal führt hier Konzert Theater Bern in der grossen Halle eine Oper auf. Am Sonntag ist die Premiere von «Herzog Blaubarts Burg».

Konzert Theater Bern verlässt für seine neuste Produktion das altehrwürdige Stadttheater Bern und mietet sich in ein eben so altes, aber vielleicht nicht ganz so ehrwürdiges Gebäude ein: in die Reitschule in Bern. In der grossen Halle des graffitiverzierten Kulturzentrums ist derzeit eine Opernbühne aufgebaut. Die Probearbeiten zu «Herzog Blaubarts Burg», der einzigen Oper des ungarischen Komponisten Béla Bartók, sind im Gange.

Die Reitschule sei eine wunderbare Spielstätte, sagt die Hauptdarstellerin Claude Eichenberger. «Die grosse Halle ist ein extrem schöner Raum, der auch sehr gut klingt. Für Herzog Blaubarts Burg passt er optimal.» Eichenberger spielt im Stück die junge Judith, die die Geheimnisse von Herzog Blaubart zu ergründen versucht und ihm auf seine Burg folgt. «Es geht um eine dunkle, unheimliche Räumlichkeit. Wenn hier nur wenig Licht ist, entsteht genau diese Stimmung», sagt Eichenberger.

Auch Regisseur Joachim Schlömer ist voll des Lobes für den Spielort. «Ich finde es ganz toll, dass hier alles voller Graffiti ist, dass die Reitschule ein wilder Ort ist.» Somit entstehe eine Spannung zwischen dem Stück und dem Ort der Aufführung - eine Spannung, die übrigens in den Inhalt der Geschichte hineinreiche. «Judith und Blaubart sind auch zwei scheinbar unvereinbare Charaktere, das passt sehr gut.»

Bühnenbild im Stil eines japanischen Manga-Comics

Das Bühnenbild - für das Joachim Schlömer auch verantwortlich ist - ist an den Stil eines japanischen Manga-Comic angelehnt. Wände, Boden und Decke bestehen aus lauter Türen, alles ist rosarot-violett beleuchtet, die Darsteller tragen rote und schwarze Kleider. Mit dieser überzeichneten Comic-Ästhetik wolle er das moderne und universelle der Geschichte hervorstreichen.

Dirigiert wird «Herzog Blaubarts Burg» von Kevin John Edusei. Der deutsche Musiker ist ab Herbst Chefdirigent der Berner Oper. Damit ist die Stelle nach zwei Jahren wieder besetzt. Edusei hat schon mehrere Male als Gastdirigent in Bern gewirkt und habe immer sehr gut mit Konzert Theater Bern zusammengearbeitet. Das habe ihn letztlich auch zum Antritt der Stelle bewogen. Überdies finde er es spannend von Bern aus, das nebst Zürich und Basel im Moment die Position des Underdogs habe, in die Schweizer Musikwelt vorzustossen.

Edusei hat ursprünglich Tonmeister für klassische Musik gelernt, ist ausgebildeter Orchesterschlagzeuger und ist parallel zu seiner Stelle in Bern Chefdirigent der Münchner Symphoniker.

«Herzog Blaubarts Burg» hat am Sonntag um 18 Uhr in der Grossen Halle der Reitschule Bern Premiere.

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