«Sie ist weg» rief Professor Nicolas Thomas, der Direktor des Physikalischen Instituts der Uni Bern, am Freitag um 13.21 Uhr in den grossen Hörsaal 099 der Universität Bern. Sein «Tschüss» ging im Applaus von ein paar hundert Besucherinnen und Besucher unter. Auf den grossen Bildschirmen flackerte das letzte Signal von Rosetta, einen Augenblick vor dem Aufprall zur Erde geschickt.
Nach 12 Jahren ging damit eine der spektakulärsten Missionen der Europäischen Weltraumagentur ESA zu Ende, an der ein Forscherteam unter der Leitung der Berner Professorin Kathrin Altwegg entscheidend beteiligt war. Sie lieferten unter dem Kürzel Rosina eine Reihe hochpräziser Messgeräte.
Zuerst unternahm die Weltraumsonde «Rosetta» eine 10-jährige Reise zum Kometen Churyumov-Gerasimenko, sechs Milliarden Kilometer von der Erde entfernt. Danach erforschte Rosetta zwei Jahre lang den «Tschuri» genannten Kometen – auch dank der Spürnasen der Universität Bern. Seither weiss die Menschheit zum Beispiel, wie der Komet riecht: Etwas streng, nach faulen Eiern, Rind und nach Formaldehyd, dem verpönten Bakterienhemmer in alten Holzbaustoffen oder Böden.
Wehmut bei den Berner Forschern
Die Astrophysikerin Kathrin Altwegg, die diese Rosina-Mission seit Jahren leitet, wurde vom ESA-Kontrollzentrum Darmstadt zugeschaltet. Kein leichter Moment für sie, war Rosetta doch ein beträchtlicher Teil ihres Berufslebens. In Bern leitete Professor Nicolas Thomas, der Direktor des Physikalischen Instituts, den durchaus emotionsgeladenen Abschiedsakt.
Wir sind schon ein bisschen wehmütig.
Privatdozent Martin Rubin, der die Rosina-Mission künftig leiten wird und sicher noch zehn Jahre braucht, um die Daten von Rosetta auszuwerten, ist sich des sehr einmaligen Moments bewusst.
«Wir sind schon ein bisschen wehmütig. Immerhin stecken Jahre der Arbeit dahinter. Aber wir haben ja gewusst, dass wir die Sonde abstürzen lassen».
Die wissenschaftliche Ausbeute sei allerdings gewaltig. «Wir haben Wissen gewonnen, das wir sonst nicht hätten und können neue Antwort geben über den Ursprung des Lebens».
Gut für die Wissenschaft, gut für die Uni
Der Erfolg der Rosetta-Mission ist durchaus auch ein Erfolg für die Uni Bern, der weltweit beachtet wird. «Ja, zurzeit sind wir da Spitze, aber wir müssen immer daran arbeiten», sagt Professor Bruno Moretti, Vizerektor Lehre der Uni Bern.
Deswegen werde man allerdings nicht der Inszenierung der Wissenschaft verfallen. «Für uns steht die Wissenschaft an erster Stelle. Aber wenn wir etwas gut gemacht haben, dann sagen wir es auch», so Bruno Moretti.
Für den Vizerektor Lehre ist zudem das öffentliche Interesse an der Mission Rosetta höchst erfreulich. Die Wissenschaft müsse immer zu erklären versuchen, was sie macht, sagt Bruno Moretti. «Und die Fragen nach dem Ursprung des Lebens stellt sich ja nicht nur die Universität, sondern sehr viele Leute.»