Die Frage der straffreien Abtreibung hat sie während vielen Jahrzehnten umgetrieben. Anne-Marie Rey hat sich bereits zu Beginn der Siebzigerjahre dafür eingesetzt. Für sie war die Frage zentral, wie sie einmal in einem Interview sagte: «Ob, wann und unter welchen Bedingungen eine Frau ein Kind bekommt, ist existenziell.» Sie hatte Initiativen lanciert und eigens einen Verein gegründet, der sich der Frage annehmen sollte.
Doch die Schweiz war noch nicht bereit. Anne-Marie Rey musste viele Niederlagen einstecken, bis die Bevölkerung 2002 einer Fristenregelung für legales Abtreiben zustimmte. Seither gilt die gebürtige Burgdorferin als «Mutter der Fristenregelung».
Auch in ihrer Zeit als Politikerin hat sie sich für Frauenfragen stark gemacht. Von 1987 bis 1995 sass sie für die SP im Berner Grossen Rat. Auch danach engagierte sie sich immer wieder mit viel Engagement, zum Beispiel, als 2014 darüber abgestimmt wurde, ob Krankenkassen für Abtreibungen aufkommen müssen. Zudem war sie eine der wenigen SP-Politikerinnen, die sich öffentlich für die umstrittene Ecopop-Initiative stark machten.
Anne-Marie Rey war ausgebildete Dolmetscherin und Tänzerin. Sie stand stets dazu, dass sie selbst eine Abtreibung hinter sich hatte, danach aber drei Wunschkinder zur Welt brachte.