Er sei daran, seine Lebensgeschichte aufzuschreiben, sagt Hans-Ulrich Moser, für seine Kinder und Enkel. Darum wolle er auch wissen, was die Behörden über seine Familie geschrieben hätten.
Moser ist in einer armen Familie aufgewachsen mit acht Geschwistern. Der Lohn des Vaters reichte nicht für die kinderreiche Familie. Mit zehn Jahren wurde er fremdplatziert.
«Hatten kaum genug zu essen»
Er habe es gut gehabt in der Pflegefamilie, sagt Moser. Dennoch wolle er wissen, was über ihn in den Akten stehe, was zum Beispiel der Vormund geschrieben habe, der erst zwei Jahre nach der Platzierung bei ihm vorbeigekommen sei.
Beim Blättern durch die Akten kommt vieles hoch. Die Familie gehe verschwenderisch mit dem Essen um, steht da zum Beispiel. «Dabei haben wir doch kaum genug zu essen gehabt», sagt Hans-Ulrich Moser, der heute 87 Jahre alt ist.
Die Suche in der Vergangenheit ist ein Bedürfnis
Die Akten hat Yvonne Pfäffli für ihn im Archiv zusammen gesucht. Dort gingen im letzten Jahr 130 Anfragen ein im Zusammenhang mit Fremdplatzierungen und fürsorgerischen Zwangsmassnahmen, doppelt so viele wie 2013.
Am schwierigsten sei es, wenn sie den Gesuchstellenden sagen müsse, sie habe nichts gefunden. Und: «Die Leute brauchen oft Hilfe, um sich in den Akten zurechtzufinden.» Aber sie seien sehr dankbar, dies tun zu können.
Verdingbub Hans-Ulrich Moser blickt in seine Akten
(Regional-Diagonal, 6.2.2016 / Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)