Dass die meisten Bergdörfer im Wallis stets Einwohner verlieren und die grossen Talgemeinden immer grösser werden, hat viele Gründe. Darin waren sich die Politiker, Unternehmerinnen und Experten am Montagabend in Brig-Glis einig. Deshalb muss auch die Lösung vielschichtig sein, sagten die Podiumsteilnehmer vor rund 100 Interessierten im Zeughaus Kultur.
Eine breite Palette von Vorschlägen
Zur Sprache kam etwa eine dringend notwendige Professionalisierung der Gemeinderäte in den kleinen Dörfern. Wie dies geschehen soll, ist allerdings umstritten. Die Vorschläge reichten von Fusionen bis hin zur Zusammenarbeit in einzelnen Bereichen. Etwa, indem Bergdörfer einen gemeinsamen Bauverwalter einstellen, der grosse Bauprojekte besser planen und vorantreiben kann. Eine vorausschauende Ortsplanung sei fürs kleine Münster so zentral wie fürs grosse Visp, sagte etwa der Visper Gemeindepräsident Niklaus Furger.
Thema war auch eine gerechtere Steuerpolitik. Heute sind die Steuern in vielen Bergdörfern viel höher als im Tal. Das müsste umgekehrt sein, sagte CVP-Fraktionschef Beat Rieder. Er provozierte mit seiner Forderung, dass die Leute im Lötschental nur 20 Prozent so viel Steuern zahlen sollten wie in der Agglomeration Brig-Glis-Naters. Diskutiert wurde auch eine bessere Zusammenarbeit zwischen Zentrumsgemeinden und Bergdörfern – vom Schüleraustausch über Kinderkrippen im Dorf bis hin zu besseren Strassenverbindungen vom Berg ins Tal.
Eine kürzlich vom Kanton Wallis publizierte Studie zeichnet für die Bevölkerungsentwicklung in den Bezirken Goms und Raron ein düsteres Bild. Bei beiden dürfte die Bevölkerung bis 2030 merklich abnehmen.
Raimund Rodewald, Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, sah zum Auftakt der Diskussion die Verstädterung der Schweiz als Grund, warum den Walliser Bergdörfern die Bevölkerung davon läuft.«Wir müssen uns deshalb fragen, bis zu welchem Preis wir eine Verstädterung zulassen. Es braucht den Mut, zu sagen, wir wollen den Kontrast, wir können die Berge nicht zu Städten werden lassen.»
Thomas Egger, Direktor der Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete, sagte, innerhalb des Kantons Wallis dürfe es keinen Stadt-Land-Graben geben. «Der Graben verläuft zwischen dem Alpengebiet und dem Mittelland, da tobt ein Verteilkampf, bei dem es um Milliarden geht. Wir dürfen nicht innerhalb der Berggebiete einen Streit entfachen.»