So richtig warm wird der Grossratssessel von Marc-Antoine Gamba nicht während der Session. Der CVP-Politiker und Hausarzt ist der Spitzenreiter unter den abwesenden Grossräten. Er verpasste in der vergangenen Legislatur 60 Prozent der Sitzungen.
Für ihn ist jedoch klar: «Meine Patienten gehen vor.» Zudem ist Marc-Antoine Gamba überzeugt: «Politik wird in den Kommissionen gemacht und nicht im Ratssaal.» Und in den Kommissionen sei er oft anwesend gewesen.
Wollen wir nur noch Bauern und Juristen im Grossen Rat?
Die Hälfte aller Grossratssitzungen verpasst hat auch GLP-Politiker Ralf Alexander Schmid – auch er Arzt von Beruf. Operationen hätten Vorrang, erklärt der Chefarzt am Inselspital Bern. Er hat dabei kein schlechtes Gewissen: Der Parlamentsbetrieb sei nicht immer effizient, sagt er. Es gebe viele Rituale. «Oft kann man gar nichts einbringen.»
Ralf Alexander Schmid setzt sich hinter den Kulissen für seine Anliegen ein. Freiburg wolle ein Milizparlament, in dem alle Berufsgattungen vertreten sind, erklärt er und kann sich einen Seitenhieb an seine Ratskollegen nicht verkneifen: «Wollen wir nur noch Bauern und Juristen im Grossen Rat?» Die hätten offenbar Zeit, um 100 Prozent anwesend zu sein.
Wer viel fehlt, sollte nicht für den Grossen Rat kandidieren.
Einer dieser Bauern, die nie gefehlt haben, ist SVP-Grossrat Ruedi Schläfli. «Ich bin hier, um die Bevölkerung zu repräsentieren», sagt er. Verlorene Zeit seien die Grossratssitzungen nicht. Auch nie gefehlt hat SP-Grossrat René Thomet: «Das ist eine Frage des Respekts.»
Und seine Parteikollegin Andréa Wassmer, die nur einmal gefehlt hat, fügt an: «Wer viel fehlt, sollte nicht für den Grossen Rat kandidieren.» Marc-Antoine Gamba sieht das anders. Er wäre dafür, dass Freiburg, wie der Kanton Wallis, für jeden Grossrat einen Stellvertreter wählt.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:32 /17:30 Uhr)