Es war der Brite Sir Ernest Cassel, die das Haus von 1900 bis 1902 hat erbauen lassen. «Damals war die Region rund um Riederalp noch sehr abgeschlossen und landwirtschaftlich geprägt», sagt Laudo Albrecht, der heutige Leiter des Pro-Natura-Zentrums in der Villa. Da seien Kulturen aufeinander geprallt: Bergleute und britische High Society.
Nach Cassels Tod 1921 wurde das Haus an einen Hotelier verkauft, der es bis in die Sechzigerjahre als Hotel betrieben hat. Darauf folgte der Leerstand – und der Zerfall. Bis die Naturschutzorganisation Pro Natura das Gebäude gekauft, renoviert und 1976 wiedereröffnet hat, als nationales Naturschutzzentrum. Die Nähe zum Aletschgletscher und dem Naturschutzgebiet dort war ausschlaggebend für den Kauf.
Geld aus «Schoggitaler»-Aktion
Finanziell musste Pro Natura sämtliche Register ziehen, um den Umbau zu finanzieren und die historische Substanz einigermassen zu erhalten. Sogar eine «Schoggitaler»-Sammelaktion wurde zugunsten der Villa Cassel durchgeführt.
Doch die Ankunft der Naturschützer stiess auf Skepsis bei der lokalen Bevölkerung. «Es war die Zeit, als man viele touristische Projekte realisieren wollte. Pro Natura war da zeitweise in der Opposition und erhob Einsprache gegen die Bauprojekte», so Laudo Albrecht. Unterdessen werde das Zentrum aber geschätzt, auch, weil es Touristen in die Aletschregion zieht.
Umweltschulung am Rande des Gletschers
Pro Natura bietet in der Villa Cassel Restaurant, Übernachtungsmöglichkeiten und vor allem Informationen an. «Wir betreiben Umweltschulung hier oben», sagt Albrecht. In den alten Räumlichkeiten mit Parkettboden stehen denn auch Informationstafeln, die zum Beispiel auf den Rückgang des Aletschgletschers hinweisen. Zudem liegen Bücher zu Flora und Fauna auf.
In den nächsten Jahren will Pro Natura die Villa Cassel weiterentwickeln – mit grossen Ambitionen. Das Haus soll dereinst nämlich CO2-neutral betrieben werden.