Es sind düstere Stimmungen, die den Comic «Golem im Emmental» beherrschen. Die Zeichnungen der beiden Berner Grafiker Gregor Gilg und Barbara Schrag sind in holzschnittartigem Schwarz-Weiss gehalten. Sie bebildern eine Geschichte, die den Wilden Westen mit einem Horrormythos mischt und ins Emmental des 19. Jahrhunderts holt.
«Ich dachte seit Langem, dass eine Wildwest-Geschichte auch mal in der Schweiz und im Emmental spielen könnte», sagt Autor und SRF-Kulturjournalist Benedikt Eppenberger. Und so kommt es, dass in «Golem im Emmental» eben nicht am Rio Grande, sondern in Lützelflüh geschossen wird.
Nicht Mensch, nicht Gott
Doch der Wildwest-Roman wird im Verlauf der Geschichte immer mehr zum Horror-Märchen. Dann nämlich, wenn der Golem auftaucht, eine frankenstein-ähnliche Figur aus der jüdischen Mystik. «Der Golem ist nicht Mensch und auch nicht Gott und ist damit eine zweischneidige Sache», sagt Benedikt Eppenberger. Ist der Golem Schützender oder Teufel? Daraus entsteht die Spannung im Buch.
Es ist ein Comic, der ganz viele historische Anleihen zeigt. Man kann an die Verteufelung der Juden im 19. Jahrhundert denken, an den Film «Käserei in der Vehfreude», an ein Emmental zu Gotthelfs Zeiten. Das alles verdichten der Autor und die Zeichner zu einem modernen Comic-Roman, einer so genannten Graphic Novel. Das hat auch die Kulturstiftung Pro Helvetia beeindruckt. Erstmals hat sie nämlich die Entstehung einer Graphic Novel finanziell unterstützt.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis; 17:30 Uhr)