Als Francesco Walter 1991 von Zug ins Wallis kam zu seinem Partner, waren viele skeptisch. Er sagt rückblickend: «Ich war sehr verliebt und total naiv.» Im 380-Seelen-Dorf Ernen fielen die beiden auf und hatten es nicht immer leicht. Francesco Walter kann sich an Beschimpfungen auf der Strasse erinnern und an anonyme Drohungen.
Ein langer Weg
Sie seien gewachsen am anfänglichen Widerstand, sagen beide. «Wenn man nicht der Mehrheit entspricht, muss man sich automatisch mit sich selbst beschäftigen. Das macht stark», erzählt Peter Clausen, der als Lehrer an der Pädagogischen Hochschule arbeitet.
Beide haben Fuss gefasst, sind beruflich und privat sehr engagiert. Kulturmanager Francesco Walter sitzt gar für die CVP im Gemeinderat und im Kantonsparlament. Ausgerechnet für die Partei, die sich besonders im Wallis noch als christliche Familienpartei versteht. «Ich bin halt schwul und Agnostiker, die wissen und akzeptieren das», sagt er dazu. Für ihn ist es kein Widerspruch.
Nicht alle Probleme gelöst
Was die beiden immer noch beschäftigt ist, dass viele Homosexuelle den Kanton nach wie vor verlassen. Meist, weil sie sich andere Regionen offener vorstellen als die Heimat.
Erst kürzlich hatte der Bischof von Sitten für Aufsehen gesorgt, als er Schwule als «heilbar» bezeichnet hatte. Das hat das homosexuelle Paar aus Ernen enttäuscht, aber nicht überrascht: «Von der katholischen Kirche erwarten wir schon lange nichts mehr», sagen beide.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 12:03 und 17:30 Uhr)