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Berner Museen in Coronazeit «Willkommen in unserem Museum – via Live-Stream!»

Das Publikum kann nicht ins Museum, also geht das Museum zu den Leuten. Mit Online-Führungen und Podcasts.

13:30 Uhr, Treffpunkt auf der Facebookseite des Museums für Kommunikation in Bern. Der Live-Stream beginnt. Ein Museumsführer ist vor Ort, das Publikum irgendwo. «Bist du im Home-Office?», fragt der Mann vom Museum. «Wenn ja, was für Kleider trägst du? Schreib es in die Kommentarspalte, hemmungslos.» Das Ausstellungsthema ist «Hemmungen».

Bald kommen die ersten Kommentare rein: Pulswärmer, ein zerrissener Pulli, Trainerhose. «Das gleiche wie immer», schreibt jemand auf die Frage nach seiner Kleidung im Heimbüro. Eine Viertelstunde dauert das Onlinetreffen, etwa 50 Leute haben sich zugeschaltet.

Es kann nicht sein, dass wir jetzt einfach weg sind.
Autor: Nico Gurtner Leiter Marketing und Kommunikation beim Museum für Kommunikation in Bern

Die Idee von Live-Streams während der Coronazeit sei nach dem ersten Schock aufgetaucht, sagt Nico Gurtner vom Museum für Kommunikation in Bern. «Uns wurde klar, dass wir mit dem Publikum in Kontakt bleiben möchten.»

An Live-Übertragungen im Internet hätten sie schon früher gedacht. «Jetzt war die Gelegenheit da, die Idee aus der Schublade zu nehmen.»

Eine andere Idee hatte das Team des Historischen Museums in Bern. «Kaffeepause!» ruft eine Stimme ins Ohr, wo immer man den Podcast hören mag. In der ersten Folge erzählt ein Historiker des Museums vom «Socialising» zu Zeiten von Louis XIV in Versailles. «Da gab es viele Dates. Der König war eine Art 'Bachelor' des Hofs.»

«Gaffeepouse»

Museum in den Ohren statt zum Anschauen – eine Chance für neue Perspektiven, findet Nathalie Jufer vom Bernischen Historischen Museum. «Und wir waren erstaunt, mit wie wenig Aufwand etwas Hörenswertes entsteht.»

Die Qualität des Museums ist physisch

Manche Museen nehmen die Coronakrise also zum Anlass, neue Formate auszuprobieren. Doch nicht alle sehen das so. «Ein Museum ist ein physischer Ort, an dem man Objekte anschauen und sich mit anderen Leuten austauschen kann», findet etwa der Direktor des Alpinen Museums in Bern, Beat Hächler. Das sei genau die Qualität eines Museums. «Das virtuell abbilden zu wollen, halte ich grundsätzlich für falsch.»

Während das Museum wegen des Coronavirus geschlossen ist, arbeiten er und sein Team an den neuen Ausstellungen und sie pflegen die übliche Präsenz in den sozialen Medien.

Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 6:31/17:30 Uhr ; 

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