Während neun Wochen war die Bevölkerung der beiden Grenzstädte Kreuzlingen und Konstanz voneinander getrennt. An der Kunstgrenze bei Klein Venedig, wo die Wiese sonst offen ist, stand ein doppelter Grenzzaun. Unverheiratete Liebespaare oder Freunde, welche auf unterschiedlichen Seiten der Grenze wohnen, trafen sich dort zum Gespräch; ein physischer Kontakt war nicht möglich.
Während der Zeit der Grenzschliessung haben die Leute Plakate, Kärtchen oder Briefe mit Gedanken am Zaun befestigt. «Es war eine sehr bewegende Zeit», sagt die Kreuzlinger Stadträtin Dorena Raggenbass. Die plötzliche Grenzschliessung soll deshalb in einer Ausstellung am Hauptzoll aufgearbeitet werden.
Bilder und Geschichten
Am Kreuzlinger Tor bestehe bereits eine Ausstellung zur Geschichte der Grenze zwischen Kreuzlingen und Konstanz, so Raggenbass: «Und diese wird nun ergänzt.» Es sollen Bilder und Videos aus der Bevölkerung gezeigt werden. Aber auch die Gegenstände, welche am Zaun befestigt wurden, werden ausgestellt.
Wir werden die Leute nochmals auffordern, dass sie uns ihre persönlichen Geschichten, Fotos und Videos zur Verfügung stellen.
«Einige Objekte haben wir bereits gesammelt. Wir werden die Leute nochmals auffordern, dass sie uns ihre persönlichen Geschichten, Fotos und Videos zur Verfügung stellen», sagt Raggenbass und fügt an: «Natürlich nur, wenn sie das wollen.»
Ein Stück Grenzzaun im Museum
Die Ausstellung am Hauptzoll werde voraussichtlich zwei Monate dauern, sagt Dorena Raggenbass. Anschliessend soll eine Ausstellung im Museum Rosenegg an die Grenzschliessung während der Coronapandemie erinnern. Dort soll auch ein Originalstück des Grenzzauns ausgestellt werden.
Das Zaunstück werde im Museum neben einem Stück Grenzzaun gezeigt, der von der Bevölkerung auch als Juden- oder Asylantenzaun bezeichnet wird. Dieser Zaun war noch lange nach dem Zweiten Weltkrieg an der Grenze aufgebaut. Das werde dazu führen, dass die diesjährige Grenzschliessung in einem grösseren Kontext gezeigt werden könne, so Raggenbass.