Konservative und liberale Kirchbürger trennt heute im Bistum ein tiefer Graben. Bischof Vitus Huonder polarisiert. Am 21. April wird der Churer Bischof 75 und wird dann – so ist es in der katholischen Kirche üblich – seinen Rücktritt einreichen.
SRF: Kritiker fordern, statt eines neuen Bischofs vorübergehend einen Administrator einzusetzen. So eine Art Zwischenbischof, der die Wogen glätten kann. Hat dieser Vorschlag eine Chance?
Antonia Moser: Wahrscheinlich nicht. Weil es schon schwierig ist, einen geeigneten Nachfolger zu finden, dürfte es nicht leichter sein, eine dafür geeignete Person zu finden, mit der alle einverstanden sind. Es gäbe die Möglichkeit, in einer Krise einen Administrator einzusetzen. Aber der Nuntius – gewissermassen der Botschafter des Papstes in der Schweiz – findet, es herrsche derzeit keine Krise im Bistum Chur, deshalb gibt es wohl auch keinen Administrator.
SRF: Wer hat denn das Sagen, wenn jetzt ein neuer Bischof gewählt wird?
Der Nuntius stellt eine Liste mit möglichen Kandidaten zusammen. Diese Liste geht dann nach Rom, wo drei Kandidaten ausgewählt werden. Diese Kurzliste geht dann zurück in die Schweiz wo das Domkapitel einen Kandidaten auswählt. Der Nuntius hat dabei einen grossen Einfluss. Er verspricht aber eine faire Wahl.
SRF: Hinter den Kulissen werden schon verschiedene Namen gehandelt. Wer ist da so im Rennen?
Man hört häufig den Namen des konservativen Alain de Raemy, dem Weihbischof im Bistum Freiburg. Gehandelt wird auch der Generalvikar des Bistums Chur, Martin Grichting, der allerdings kaum Chancen haben dürfte, weil er zu jung und zu umstritten ist. Von der liberalen Seite wurden die Namen von Urban Federer und Martin Werlen, dem jetzigen und dem ehemaligen Abt des Klosters Einsiedeln ins Gespräch gebracht.
Das Gespräch führte Stefanie Hablützel.