Für Hans Müller* (*Name geändert) war die Zusammenarbeit mit der Kesb «kein Problem» – allerdings nur in den letzten zwei von insgesamt vier Jahren. «Die Kesb war mir anfänglich zu forsch, die Behörde wollte zu viel von mir. Ich musste andauernd zu irgendwelchen Anhörungen erscheinen und mich für oder gegen eine Massnahme entscheiden.»
Wenn Druck Gegendruck erzeugt
Je mehr er aber sein Alkoholproblem im Griff gehabt habe, desto einfacher sei die Zusammenarbeit geworden. Hat der Druck der Kesb am Ende doch etwas bewirkt?
«Bei mir nicht. Druck erzeugt immer Gegendruck. Ich hätte mir gewünscht, die Kesb-Mitglieder hätten mehr auf Augenhöhe mit mir gesprochen. Theorie und Praxis sind zwei verschiedene Dinge. Was theoretisch funktioniert, bewährt sich in der Praxis oft nicht.» Nicht immer aber verlaufen die Kesb-Fälle in Minne, wie dies bei Hans Müller – trotz seiner Kritik an der Kesb– der Fall war.
Probleme gibt es nur mit einer Minderheit der Betroffenen
Thomas Büchler, Vorsitzender der kantonalen Geschäftsleitung der Kesb sagt, man stosse nur bei «einer Minderheit der Fälle auf massiven Widerstand».
Wir brauchen Fingerspitzengefühl bei unseren Entscheiden.
Dies seien meistens Personen, die «keine Problemeinsicht» zeigen würden. Aber es sei klar: «Es geht in unserem Beruf häufig um das Thema persönliche Freiheit und die Frage, wie fest wir in ein Leben eingreifen dürfen. Das ist ein hochemotionales Thema, entsprechend brauchen wir Fingerspitzengefühl bei unseren Entscheiden. Und müssen uns auch auf Kompromisse einlassen können.»
Jeder Fall ist wieder anders
Jeder Fall sei anders, sagt Büchler weiter. In den sogenannten Fallbesprechungssitzungen versuchen die Behörden deshalb auch, ihre Kolleginnen und Kollegen auf mögliche Probleme aufmerksam zu machen.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17:30 Uhr)