Der gebürtige Freiburger war Richter am Bundesverwaltungsgericht, 2012 wurde er Freiburger Kantonsrichter. Seit 2019 ist er zudem Präsident des Justizrates, dem Aufsichtsorgan der Freiburger Justiz. Wir haben ihn bei sich zuhause zum Gespräch getroffen.
SRF News: Warum wollten Sie Richter werden, haben Sie einen ausgesprochenen Gerechtigkeitssinn?
Johannes Frölicher: Ich betrachte mich nicht als Weltverbesserer. Als Richter suche ich jedoch nach Lösungen, die dem Gesetz entsprechen. Man könnte es als Suche nach etwas Gerechtem verstehen.
Sie sind blind. Hat das eine Auswirkung auf Ihre Arbeit als Richter?
Es gibt ja das Bild der blinden Justitia, die ein Tuch um ihre Augen gebunden hat. Vielleicht habe ich ein spezielles Sensorium für Menschen und Situationen entwickelt.
Es gibt ja das Bild der blinden Justitia, die ein Tuch um ihre Augen gebunden hat.
Und ich kann zudem Geschehnisse auf Papier sehr exakt beschreiben. Dadurch entsteht ein genaues Bild. Das hilft auch den Sehenden.
Haben Sie als blinder Richter eine Vorbildfunktion?
Gewissermassen schon. Ich stehe für Durchhaltewille. Aber jeder hat sein eigenes Kreuz zu tragen. Ob behindert oder nicht. Ich beklage mich nicht. Mein Blick ist in die Zukunft gerichtet. Aber natürlich vermisse ich auch Dinge. Zum Beispiel, dass ich meine Kinder nicht sehen kann.
Das Gespräch führte Patrick Mülhauser.