Rund zwanzig Personen leben ganzjährig im Walliser Weiler Commeire. Was man auf den ersten Blick nicht sieht: In den ehemaligen Ställen und Scheunen steckt auch ein Hotel. Jedes vierte Gebäude gehört zum Konzepthotel «Montagne Alternative». Von aussen unterscheiden sich diese nicht von den restlichen Ställen und Wohnhäusern.
Ein gebrochener Ski
Geführt wird das Hotel von Benoit Greindl. Der Belgier war als Unternehmer längere Zeit in Asien. Dass er Hotelier eines «Albergo Difuso», eines zerstreuten Hotels in den Walliser Alpen wurde, ist einem glücklichen Unfall zu verdanken. Vor zehn Jahren brach sich sein Cousin auf einer Skitour am Hang oberhalb Commeires den Ski und konnte nicht weiter. Das war im Winter 2006.
Mein Cousin rief mich in Schanghai an: ‹Benoit! Komm hierher. An diesem fantastischen Ort könnten wir etwas aufbauen.›
Der Erfolg gab den Belgiern recht. Im vergangenen Jahr zählte man 3500 Übernachtungen. Manche Chefetage multinationaler Unternehmen tagte schon in den ehemaligen Scheunen.
Dass man in Commeire die wertvolle Bausubstanz erhalten konnte, lobt Giovanni Danielli. Der Tourismusexperte und Raumplaner ist Professor an der Fachhochschule Westschweiz in Siders.
Der Weiler Commeire hat ein Ortsbild von nationaler Bedeutung. Dank dem Hotelprojekt konnte man dieses erhalten.
Die meisten Bewohner äussern sich positiv über das Hotelprojekt. Der Weiler sei am Zerfallen gewesen, sagt Olivier Rosset, mit 47 Jahren der jüngste Einheimische. Dank den Investitionen von «Montagne Alternative» habe auch die Gemeinde im Tal wieder in die Infrastruktur des Weilers investiert.
Nur ein Anwohner äussert gegenüber «Schweiz aktuell» direkt Kritik, auch wenn ihm die Idee des Hotels an sich gefällt. Das Hotel mache Werbung mit der Stille im Bergdorf. Doch die zahlkräftigen Gäste selbst seien dann selbst nicht immer ruhig.
Sie machen Partys mit lauter Musik. Dann kann ich nicht schlafen. Das stört mich und die Nachbarn.
Kritik gehöre dazu, entgegnet der Hoteldirektor. Für ein harmonisches Zusammenleben pflege man darum mit der Bevölkerung den Dialog. Auch wolle man noch maximal eine Scheune ausbauen, sonst mache man das eigene Konzept kaputt.