So einfach ist es doch nicht für einen Club, die Daten seiner Gäste zusammenzutragen. Eine Schwäche des Schutzkonzepts wurden im Fall des Clubs «Kapitel» am Berner Bollwerk ersichtlich. Dieser verpasste es, alle seine Gäste lückenlos zu erfassen.
Kanton verlangt Null-Toleranz
Bei der bernischen Gesundheitsdirektion reagierte man verstimmt darauf, dass man erst spät über die unvollständigen Listen informiert worden sei. «Entweder sind die Listen komplett oder nicht», sagt Sprecher Gundekar Giebel.
Die Vorgaben des Kantons seien klar, die Bars und Clubs hätten alle Besucherinnen und Besucher lückenlos zu erfassen. Der Fall liege nun auf dem Tisch des Rechtsamts.
Vertrauen in Schutzkonzept gelitten
Einen Überblick, wie viele Leute auf der Liste fehlten, hat der Kanton Bern noch nicht. «Wenn solche Kontaktlisten lückenhaft sind, ist es schliesslich schwierig, dem gesamten Konzept zu vertrauen.» Das Contact Tracing sei durch die lückenhaften Listen erschwert worden. «Es genügt eine Person, um das Coronavirus an viele andere weiterzugeben», sagt Giebel. Deshalb sei ein funktionierendes Contact Tracing so wichtig.
Der Kanton Bern überlegt sich nun, wie die Bar- und Clubszene noch stärker reguliert werden könnte. Geprüft würde eine Beschränkung der Gäste, Maskenpflicht oder gar die Schliessung von solchen Betrieben.
450 Personen in Quarantäne
Nach zwei Partynächten im Klub «Kapitel», in denen je eine Person dabei war, die später positiv auf Corona getestet wurde, befinden sich aktuell 450 Personen in Quarantäne. Am Samstagabend wurde der Club für 10 Tage geschlossen.
Wie Recherchen des «Regionaljournals Bern Freiburg Wallis» von Radio SRF zeigen, wurden mehrere Gäste nicht durch die Betreiber registriert.
Dies ist ein Problem für das Contact Tracing des Kantons Bern. Denn ohne Namen und Adresse der Partyleute können die Behörden keine Quarantäne verfügen.
Gast meldete sich beim Kanton
Einer der Kapitel-Gäste meldete sich selber beim Contact Tracing Team des Kantons Bern, er sei im Club gewesen, aber nicht kontaktiert worden, nachdem ein Coronafall bekannt wurde. Bei ihm habe die Registrierung nicht wie vorgesehen funktioniert. Der erwähnte Gast bestätigte diese Informationen gegenüber dem Regionaljournal.
Zur lückenhaften Registrierung kam es, als Gäste vom Restaurant in den Clubbetrieb des «Kapitel» wechselten. Weil Mitarbeitende des Clubs unachtsam waren, wurden Restaurantgäste für die Party nicht registriert. Der QR-Code der Corona-App der Berner Bar- und Clubkommission wurde zwar vorgezeigt, jedoch nicht eingescannt, erklärt Diego Dahinden, Mitinhaber des Clubs auf Anfrage von Radio SRF. Er spricht von «einzelnen Gästen», die betroffen waren.
Lückenhafte Gästeliste
Damit waren Gäste auf der Party, die von den Betreibern nicht mit Namen und Adresse erfasst waren und schliesslich auch nicht dem Kanton Bern für das Contact Tracing gemeldet werden konnten. Im besten Fall begaben sie sich von sich aus in Quarantäne, nachdem bekannt wurde, dass ein Kapitel-Gast vom Donnerstagabend positiv auf Corona getestet wurde. Im schlimmsten Fall haben sie derweil andere Personen angesteckt.
Ärger bei den Clubbetreibern
Die Betreiber wollen den Fehler nun korrigieren und versuchen, die Namen der Nicht-Registrierten den bernischen Behörden nachzuliefern. Diego Dahinden vom «Kapitel»: «Dieser Fehler ist ärgerlich, wir setzen nun alles daran, die Leute ausfindig zu machen, die auf der Liste fehlen.»
An sich funktioniere das Erfassen der Daten gut, das Team der Eintrittskontrollen sei gut informiert. «Beim Restaurant-Team hat es leider bei einzelnen Gästen noch nicht so funktioniert, wie es sollte.»