Perfekte Sauberkeit hat in der Schweiz eine Zahl: Fünf. Das ist der höchste Wert des sogenannten Sauberkeitsindex. Er repräsentiert das Erscheinungsbild einer Stadt oder eines Dorfs.
Um diesen Index zu berechnen, nehmen Mitarbeitende der kommunalen Reinigungen regelmässig einen Augenschein auf Strassen oder Plätzen und schätzen die Sauberkeit ihres Dorfes oder ihrer Stadt ein, so auch in Basel – bis vor zwei Jahren. Dann habe man den Sauberkeitsindex digitalisiert, erklärt Dominik Egli, Leiter der Stadtreinigung.
Seither filmen Kameras auf den Kehrichtlastwagen bei ihrem Einsatz die Umgebung und ein Computer an Bord sucht die Videoaufnahmen nach Abfällen ab: PET-Flaschen, Spritzen, Scherben, Dosen und Zigarettenstummel – insgesamt 15 verschiedene Abfall-Kategorien gibt es. Hat der Rechner einen Gegenstand entdeckt, berechnet er den Sauberkeitsindex und löscht aus Datenschutzgründen die Aufnahmen.
Die Datenmenge ist explodiert
Die Daten werden dann visuell aufbereitet. Auf einer digitalen Karte hat Dominik Egli die ganze Stadt Basel im Blick, nach Sauberkeit eingefärbt. Problematische Gebiete oder schmutzige Strassenabschnitte etwa sind darauf sofort erkennbar.
Dank dieser aktuellen Daten aus den Kameras der Kehrichtfahrzeuge kann die Stadtreinigung schneller reagieren oder schon eingreifen, bevor die Sauberkeit eines Quartiers zum Problem wird.
Die Karte zeigt auch, in welchen Quartieren die Stadt mehr Ressourcen einsetzen muss, um den gleichen Sauberkeitsindex zu bekommen wie andernorts. Solche Erkenntnisse fliessen dann wiederum in die Planung ein, in gezielte Kampagnen gegen Littering oder in politische Diskussionen.
Big Data allein genügt nicht
Möglich ist das, weil das Datensammeln automatisiert wurde. Als Mitarbeitende den Verschmutzungsgrad manuell erfassten, kamen sie auf rund 600 Beobachtungen pro Jahr. Heute bringen es die fahrenden Kameras auf zwanzig Millionen Datenpunkte – oder anders formuliert: Wofür die Mitarbeitenden früher ein Jahr brauchten, schaffen die Kameras heute in wenigen Minuten.
Neben den Angaben aus den Fahrzeugen kommen Daten aus Unterflurcontainern und Abfallkübeln hinzu. Die Behälter übermitteln periodisch, wie voll sie sind.
Jede Menge Daten – doch momentan bildet man damit lediglich den Ist-Zustand ab. Das reiche nicht, ist Dominik Egli überzeugt: Man müsse einen Schritt weiterkommen, benötigt würden Prognosen. Den aktuellen Füllstand eines Mülleimers zu kennen sei zwar nützlich, spannender aber sei es zu wissen, wie dieser in einigen Tagen aussehen wird.
Und wirklich interessant werde es, wenn aus solchen Prognosen eine künstliche Intelligenz Routen berechne, aus denen Aufträge für die MitarbeiterInnen und Mitarbeiter generiert werden. Automatisiert. Ohne dass jemand auf die digitale Karte des Sauberkeitsindex einen Blick werfen müsse.
Dank Daten zur perfekten Route
Denn so können die Mitarbeiterinnen gezielt jene Abfallkübel leeren, die auch wirklich voll sind und Mitarbeiter reinigen nicht mehr Strassen, die eigentlich noch sauber sind. Heute passiere das immer wieder, weil noch rund 90 Prozent der Routen vorgegeben sind und nicht nach Bedarf berechnet werden.
Aus Daten sinnvolle Einsatz- und Routenpläne zu generieren, sei eine Herausforderung, so Egli. Doch die Stadt Basel wird die Digitalisierung des Abfall- und Reinigungswesens vorantreiben und so Kosten sparen.