Motor, Lenkrad, Gaspedal, Kupplung, Schalthebel und vier Räder – das waren lange Zeit die wichtigsten Bestandteile eines Autos. Rasant haben sich Autos in «Smartphones auf Rädern» verwandelt, vollgepackt mit Sensoren, die alles Mögliche registrieren. Wie bei Smartphones gehören auch bei Autos Kameras zur Grundausstattung. Bekannt ist vor allem jene an der Rückseite, die beim Einparkieren hilft.
Bis zu acht Kameras
Neue Modelle der Oberklasse gehen weiter: Sie verfügen zusätzlich noch über Kameras vorne, seitlich und im Innenraum. In erster Linie unterstützen diese die Assistenzsysteme, helfen also zum Beispiel beim automatisierten Fahren oder erkennen Notfallsituationen, bei denen der Wagen von allein bremsen muss. Im Innenraum überwachen Kameras den Zustand der Fahrerin – ob der Fahrer einzuschlafen droht oder abgelenkt ist; alles Funktionen, die der Sicherheit dienen.
Aus den Bilddaten können die Hersteller aber noch mehr herausholen, eine 360-Grad-Ansicht etwa. Sie erlaubt der Fahrerin oder dem Fahrer, auf dem Bildschirm das eigene Auto von oben eingebettet in die Umgebung zu betrachten – wie von einer Drohne gefilmt, die über dem Fahrzeug schwebt. Eine Software setzt dazu das Umgebungsbild aus den Daten aller Kameras zusammen.
Hersteller haben begonnen, solche Umgebungsaufnahmen neben dem eingebauten Bildschirm im Auto auch noch auf einer App im Handy anzuzeigen. So kann die Autobesitzerin jederzeit kurz überprüfen, ob alles mit dem Auto und in dessen Umgebung in Ordnung ist.
Bei BMW etwa heisst die Funktion «Remote 3D View», bei Tesla «Sentry Mode». Dabei filmt das parkierte Auto seine Umgebung, auf Wunsch auch nonstop. Mercedes bietet einen Dienst an, bei dem die Kameras zu filmen beginnen, sobald die Sensoren eine Erschütterung wahrnehmen. So sollen Vandalen überführt werden.
Datenschutztechnisch heikel
Wer von unterwegs auf die Kameras seines Wagens zugreift und dann zum Beispiel einen Screenshot speichert, kann schnell mit dem Datenschutz in Konflikt kommen – spätestens dann, wenn Personen im Umfeld des Autos erfasst werden, die von der Überwachung nichts wissen.
Wie bei Geschäften mit Überwachungskameras müssten auch Autobesitzerinnen einen Kleber anbringen, um eine mögliche Überwachung transparent zu machen. Da ein Auto aber oft im öffentlichen Raum filmt, ist man als Besitzer mit einem Aufkleber am Wagen nicht einfach «sauber raus»: Private Personen dürfen mit Überwachungskameras keinen öffentlichen Raum filmen.
Gesichter, die das Auto zufällig gefilmt hat, müssten verpixelt werden – so wie es Google Streetview machen muss. Der Einsatz einer Überwachungsfunktion im Auto ist also nur legal auf dem privaten Parkplatz und das auch nur, wenn ein Hinweis angebracht wurde und die Kamera den öffentlichen Raum nicht filmt.
Hersteller delegieren Verantwortung
Um nicht selber gegen den Datenschutz zu verstossen, deaktivieren die Autohersteller in der Regel solche Funktionen und weisen bei der Aktivierung durch den Benutzer darauf hin, dass er nun die Verantwortung übernehmen muss.
Autofahren ist heute also definitiv nicht mehr so simpel wie früher: Einsteigen, Schlüssel drehen, Gas geben genügt nicht – in modernen Autos muss man zuerst die AGBs durchlesen und diesen zustimmen, bevor man bestimmte Funktionen nutzen darf.
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