- Im Berner Stadtrat musste die Abstimmung über einen neuen Leistungsvertrag mit der Reitschule aus technischen Gründen verschoben werden.
- Ein neuer Abstimmungsanlauf ist für den 30. Januar geplant.
- Die Debatte hatte am Abend wenig neue Erkenntnisse zum Thema geliefert. Die Fronten wurden aber klarer denn je.
Im Berner Stadtrat zeichnet sich eine klare Mehrheit für den neuen Leistungsvertrag mit der Reitschule ab.
Die Debatte darüber wurde am Donnerstagabend zu Ende geführt, die Abstimmung wegen Problemen mit der elektronischen Anlage aber auf den 30. Januar verschoben.
Anerkennung für kulturelles Angebot
Traktandiert war der Leistungsvertrag mit der Reitschule für die Jahre 2020 bis 2023. Die Stadt Bern soll das autonome Kulturzentrum unweit des Bahnhofs weiterhin mit jährlich 380'000 Franken unterstützen. Der Stadtrat führte dazu am Donnerstag eine mehrstündige Debatte, die keine neuen Erkenntnisse brachte.
Das kulturelle Angebot der Reitschule findet Anerkennung über die Parteigrenzen hinweg, die Bürgerlichen möchten aber mehr Engagement der Stadtregierung im Kampf gegen Kriminalität und Drogenhandel.
Nachbesserungen am Vertrag gefordert
SVP und FDP forderten deshalb Nachbesserungen am Vertrag mit der Interessengemeinschaft Kulturraum Reitschule (IKuR). So brauche es vertragliche Grundlagen, um die Reitschul-Betreiber bei Verstössen gegen die Vereinbarung in die Verantwortung nehmen zu können.
Störend sei weiter, dass der Sicherheitsdienst der IKuR nicht als solcher erkennbar sei. Es brauche eine Lösung, damit allfällige Opfer von Übergriffen wüssten, an wen sie sich wenden könnten.
Besserer Lärmschutz und Prävention gegen Gewalt
Die SVP stellte noch zahlreiche weitere Forderungen. So verlangte sie einen besseren Lärmschutz, eine verlässliche Zusammenarbeit mit der Polizei, den ungehinderten Zugang der Polizei zu den Räumlichkeiten sowie Massnahmen, damit gewalttätige Demos nicht mehr von der Reitschule ausgingen.
Die Linke hielt dagegen, der Leistungsvertrag drehe sich um die kulturelle und soziale Rolle der Reitschule. Sicherheitsfragen seien anderweitig zu regeln.
Stadtpräsident vermisst «Respektkultur»
In der Debatte wurde deutlich, dass die insgesamt rund 20 Rückweisungsanträge allesamt abgelehnt werden dürften. Sprecherinnen und Sprecher von Rot-Grün-Mitte nahmen die Reitschule in Schutz und wiesen ihr eine wichtige soziale Rolle zu. Nach wie vor sei die Reitschule der beste Ort für den Ausgang in Bern, sagte etwa Seraina Patzen von der Jungen Alternative. Es habe Platz für alle Menschen, die nicht rassistisch, sexistisch oder homophob seien.
Stadtpräsident Alec von Graffenried (GFL) räumte ein, dass es rund um die Reitschule Probleme mit der Sicherheit und mit dem Drogenhandel gebe, aber auch mit einer «fehlenden Respektkultur». Die Probleme müsse man angehen, ohne dass man sie jemals ganz lösen könne.
Pragmatismus statt Symbolik
Die Stadt könne die Reitschule nicht ändern, aber sie könne ihren Umgang mit der Institution optimieren, betonte von Graffenried. Am wichtigsten sei, dass Gemeinderat und Verwaltung geeint aufträten und handelten. Meinungsverschiedenheiten dürften nicht öffentlich ausgetragen werden.
Erfolgversprechend sei die Zusammenarbeit mit den konstruktiven Kräften, von denen es genügend gebe. Zudem brauche es mehr pragmatische Massnahmen anstatt symbolischer Auseinandersetzungen wie der Frage, ob der Sicherheitsdienst gekennzeichnet sein solle.