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Betrug Schwarzfahren auf der Piste: mehr als nur ein Kavaliersdelikt

Wer hat nicht schon einmal den Skipass einer Freundin oder den Ausweis des grossen Bruders ausgeliehen? Oder die Unterschrift der Eltern unter einem Aufsatz gefälscht? Wird man erwischt, sind die Folgen aber oft schwerwiegender, als man sich vorstellt.

Im Skiort Verbier VS sind die Kontrolleure auf der Hut. François Micheli erwischt durchschnittlich drei bis vier Personen pro Tag mit einem Skipass, der nicht ihnen gehört. «Es ist immer das Gleiche … Einige fangen an zu weinen, einige entschuldigen sich, andere drohen uns», erklärt er im Westschweizer Fernsehen RTS.

Falscher Swisspass strafbar, falscher Skipass nicht

Das System der Skistation ist einfach und effektiv: In den Drehkreuzen angebrachte Kameras fotografieren die Personen jedes Mal, wenn sie durchgehen. Sie ermöglichen auch eine Rückverfolgung, da frühere Durchgänge ebenfalls erfasst werden. Sobald Kleidung oder Gesicht nicht mit den vorherigen Bildern des registrierten Skipasses übereinstimmen, greift der Kontrolleur ein. Bussgeld: zwischen 100 und 400 Franken.

Verbier erwischt so jedes Jahr 500 Schwarzfahrer, was der Walliser Station mehr als 100'000 Franken jährlich einbringt.

So teuer kann die «Ausleihe» des Skipasses werden

Als privates Unternehmen ist die Station nicht verpflichtet, die Personen anzuzeigen, und sie tut dies auch selten. Für staatliche Unternehmen wie den öffentlichen Verkehr ist das eine andere Sache: Da die Kontrolleure Beamte sind, werden Menschen systematisch angezeigt, wenn sie einen anderen Swisspass benutzen.

Aufmerksame Nachtclubs

Die Altersgrenze für den Eintritt in den «D! Club» in Lausanne liegt normalerweise bei 18 Jahren. Dennoch versuchen immer wieder auch Jüngere in den Club zu kommen. Der Sicherheitsdienst erwischt durchschnittlich zehn Personen pro Woche mit Ausweisen von älteren Freunden oder gefälschten Papieren. Die beschlagnahmten Ausweise werden in der Regel in der folgenden Woche an ihre Besitzerinnen oder Besitzer zurückgegeben.

Menschen in einer Schlange vor dem Clubeingang, Sicherheitsmann vorne.
Legende: Immer wieder versuchen Personen unter 18 Jahren, in den «D! Club» in Lausanne zu gelangen. RTS

Nicht alle Nachtclubs gehen hier gleich vor. Yasmine wurde zum Beispiel in einer Bar des Montreux Jazz mit dem Ausweis ihrer Cousine erwischt. «Sie brachten mich in einen Raum mit Polizisten, die mich durchsuchten und all meine Karten wegnahmen», erzählt sie. Ihre Cousine musste am folgenden Montag zur Polizeistation gehen, um sie zurückzuholen.

Ein Strafregistereintrag kann sich äusserst nachteilig auf das Berufsleben auswirken.
Autor: Eric Kaltenrieder Generalstaatsanwalt des Kantons Waadt

Einmal auf der Wache angekommen, folgt üblicherweise das Verhör. Allein in der Stadt Lausanne sieht Jean-Marc Granger von der Kriminalpolizei jedes Jahr etwa sechzig Minderjährige mit geliehenen Ausweisen auf dem Posten. Die Jüngsten sind 14 Jahre alt und erhalten in der Regel Geldstrafen von 100 bis 300 Franken oder müssen gemeinnützige Arbeit leisten, die vom Jugendgericht verhängt wird.

Strafregistereintrag für die «Ausleiher»

Kompliziert wird es für Volljährige, die ihren Ausweis ausgeliehen haben. Ihr Fall landet bei der Staatsanwaltschaft, und zusätzlich zu einer Geldstrafe und einer Geldbusse erhalten sie automatisch einen Eintrag im Strafregister. «Der Eintrag im Strafregister kann für das Berufsleben wirklich von Nachteil sein», erklärt Eric Kaltenrieder, Generalstaatsanwalt des Kantons Waadt.

Um beispielsweise Sicherheitsbeamter, Polizist, Anwalt oder Lehrer zu werden, ist es in der Tat besser, ein reines Strafregister vorweisen zu können. Der Eintrag bleibt mindestens zwei Jahre, manchmal bis zu 15 Jahre bestehen. Es ist auch ein grosses Problem für Menschen im Einbürgerungsverfahren: Ihr Verfahren bleibt oft blockiert, solange der Eintrag im Strafregister besteht.

RTS; basik; 17.2.2025; 20:10 Uhr

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