Unter dem Titel «Rebuilding Trust» («Vertrauen wieder aufbauen») will das 54. jährliche Gipfeltreffen des WEF im Jahr 2024 «die Grundprinzipien des Vertrauens» auf die Tagesordnung setzen: Transparenz, Kohärenz und Verantwortung.
Laut einem am Mittwoch vom WEF veröffentlichten Bericht stellt Desinformation für die nächsten zwei Jahre die grösste Bedrohung für die Welt dar. An zweiter Stelle und dritter Stelle folgen extreme Wetterereignisse und die politische Polarisierung der Gesellschaft. Rund 1500 Expertinnen und Entscheidungsträger haben an diesem Bericht mitgewirkt.
Vertrauen oder Misstrauen aufbauen?
So werden Regierungen, internationale Organisationen, Milliardäre und Grossunternehmer, Experten und Akademiker, Jugendvertreter, NGOs und Presseorgane ab dem 15. Januar erneut durch die Gänge des Konferenzzentrums im Bündner Wintersportort marschieren.
Vor allem aber werden die Teilnehmer des 54. Jahrestreffens des WEF Netzwerke knüpfen. Das 1971 vom deutschen Ökonomen Klaus Schwab ins Leben gerufene «Europäische Managementsymposium», das 1987 in WEF umbenannt wurde, ist nur das mediale Schaufenster der gesamten Architektur des WEF.
In einem Gespräch mit der Historikerin Agnès Tachin aus dem Jahr 2015 betont Yann Zopf, Mitorganisator der Veranstaltung, derzeit Medienverantwortlicher und Mitglied des Exekutivkomitees des WEF, dass die Grundlage der Tätigkeit des WEF «nicht darin besteht, Veranstaltungen, sondern Gemeinschaften zu schaffen».
Wie die Historikerin zusammenfasst, «leistet das WEF im Wesentlichen Verbindungsarbeit, es fördert Kontakte und den Austausch zwischen den wichtigsten Entscheidungsträgern der Welt. [...] Seit seiner Gründung hat das WEF [Gemeinschaften] aus politischen und wirtschaftlichen Führern, Expertinnen und Vertretern der Zivilgesellschaft aufgebaut. Mehr als der Gipfel selbst, der das Schaufenster der Institution und ein grosses Medienereignis ist, liegt der wahre Wert des WEF [...] in diesem intensiven Akt der Vernetzung und der Ansammlung von Wissen über den Zustand der Welt».
Laut dem Credo des WEF können Investoren, Unternehmerinnen und CEOs durch ihre Entscheidungen «die Welt verbessern». Ein Credo, das laut dem SRF-Korrespondenten Sebastian Ramspeck «in den vergangenen Jahren dank einer neuen Generation von Chefinnen und Chefs wieder in Mode gekommen ist». Seiner Meinung nach beziehen diese Führungskräfte «noch so gerne Stellung zu Gesellschafts- und Politikthemen und wollen damit auch ihr Unternehmen in ein gutes Licht rücken.»
Der französische Journalist Serge Halimi schrieb 1997 in seinem Buch «Les Nouveaux Chiens de garde» («Die neuen Wachhunde») ironisch: «In Davos trifft man jedes Jahr einige der 358 Milliardäre, die zusammen und in 'Vielfalt' dazu beitragen, den Planeten zu verändern, da sie allein mehr Reichtum besitzen als fast die Hälfte der Weltbevölkerung». Heute gibt es rund um den Globus etwa 2700 Milliardäre, und zweifellos werden ihre Interessen auch in Davos vertreten.