Übermässige berufliche Belastung in einer vernetzteren Welt: Eine Umfrage der SRG hat gezeigt, dass 17 Prozent der Erwachsenen in der Schweiz bereits ein Burnout erlebt haben. Und 25 Prozent sich wegen der Arbeit als Burnout-gefährdet betrachten.
Dieses Bild bestätigt die Debatte der «dialog»-Community. Fast 9 von 10 Diskutierenden finden, dass der Job im Leben zu viel Raum einnimmt. Einige User berichten, wie sie persönlich darunter gelitten haben. «Derzeit befinde ich mich noch in Behandlung, aber ich denke, dass ich das Schlimmste verhindert habe», sagt User «Discoureur Pacifique». «Ich hätte mehr auf meine Familie und meine Freunde achten sollen, die mich unterstützten und mir gleichzeitig Warnsignale gaben. Dann wäre ich vielleicht nicht dort, wo ich heute stehe.»
Sich also mehr auf das Privatleben fokussieren. Doch funktioniert das heute noch? Der User mit dem Nicknamen «Contribution Bienveillante» gibt zu bedenken: «Die Grenze zwischen Privat- und Berufsleben ist weniger spürbar als früher.» Dies, weil wir Laptops und Smartphones heute sowohl für die Arbeit als auch privat nutzen. «Die Einführung der Telearbeit wegen Covid macht die Sache nicht besser», ergänzt Userin «Contributrice Satisfaite».
In der Schweiz arbeiten viele für noch ein grösseres Haus, ein schnelleres Auto, schönere Ferien, aber warum?
Trotz der nicht mehr scharfen Trennlinie zwischen Freizeit und Arbeit sieht die Community verschiedene Lösungsansätze, um dem Trend der psychischen Belastung entgegenzuwirken: «Dänemark kennt eine 30- bis 35-Stunden-Woche. In der Schweiz arbeiten viele für noch ein grösseres Haus, ein schnelleres Auto, schönere Ferien, aber warum?», fragt User «Doktor Müller».
«Ich glaube, dass das Vergleichen und der Druck, jemand zu sein, uns sehr getrieben und unglücklich macht.» Diskutant «Intervenante Résolue» nimmt das Management in die Pflicht: «Die vielen giftigen Kulturen, die schlechten zwischenmenschlichen Beziehungen und der Konkurrenzkampf erschöpfen. Wir brauchen inspirierende Führung.»
Etwas mehr Selbstdisziplin würde unsere Gesellschaft guttun
Der User «Avalanche Flyer» findet, dass der Job nicht zu viel Raum im Leben einnimmt. Beziehungsweise, dass der Gesellschaft mehr Selbstdisziplin guttun würde: «Unsere Eltern und Grosseltern haben unseren Wohlstand erschaffen, dann sollten wir auch bereit sein, etwas zu leisten», sagt er. «Man kann nicht abschalten? Kaum eine Vorgesetzte verlangt, dass ich um 22.00 Uhr noch E-Mail beantworte... Die Mailbox geniesst auch, wenn sie in Ruhe gelassen wird.»
User «Re Think» ist darüber geteilter Meinung. «Man hat sicher selbst immer auch eine Verantwortung. Allerdings ist gerade die Wirtschaft sehr schnell dabei, das Problem des Burnouts im Privatleben zu suchen», sagt er. «Um Nein sagen zu können, braucht es einerseits Mut, andererseits muss es die Firmenkultur aber auch zulassen. Die Verantwortung liegt also insbesondere bei denen, die die Macht haben, was zu ändern.»
Ob also die Wirtschaft oder Privatpersonen in der Verantwortung sind, darüber gibt es in der Community geteilte Meinungen. So stellen einige Userinnen und User auch Fragen, die jede und jeder für sich selbst beantworten solle: «Wollen wir wirklich die Macht der Wirtschaft überlassen auf Kosten der demokratischen Struktur unserer Gesellschaft?», fragt Débatteur Précis. Und Userin «Orateur Inflexible»: «Ist das Ziel der Gesellschaft, zu produzieren und Geld zu verdienen, oder dass die Menschen glücklich sind?»