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Ernährung Alarmierend: Reifenabrieb in Schweizer Gemüse gefunden

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Gemüse in der Schweiz Rückstände von Autoreifen enthält. Fast ein Drittel des analysierten Gemüses enthielt chemische Zusatzstoffe, die bei der Reifenherstellung verwendet werden.

Ob im Kartoffelstock, der Spinatwähe oder einem frischen Salat – überall können sich Rückstände von Autoreifen befinden. Das zeigt eine noch nicht veröffentlichte Studie, wie die Sendung «A Bon Entendeur» des Westschweizer Fernsehens RTS berichtet. Die Untersuchung wurde vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) in Auftrag gegeben.

Wie Reifen unser Gemüse verschmutzen

Die Forschenden der ETH Lausanne (EPFL) haben für diese Studie rund hundert Proben häufig konsumierter Gemüsesorten getestet: Salate, Kohl, Spinat, Zwiebeln, Kartoffeln, Karotten, Tomaten, Paprika, Zucchini und Kürbisse. Die Produkte wurden sowohl im Grosshandel als auch bei kleinen Einzelhändlern gekauft und stammten aus der Schweiz, Italien, Spanien und Frankreich.

Derzeit gibt es nur wenige Daten über die Auswirkungen von Reifenabrieb auf die menschliche Gesundheit.
Die Autoren der Analyse

Das Ergebnis: «Kontaminationen wurden in allen Gemüsearten nachgewiesen, wobei 31 Prozent der Proben quantifizierbare Mengen von vier chemischen Verbindungen enthielten», schreiben die Forschenden. «Diese Ergebnisse zeigen, dass Blattgemüse ein höheres Risiko hat, mit chemischen Reifenderivaten kontaminiert zu werden.» Die Ergebnisse werden derzeit noch von anderen wissenschaftlichen Fachleuten überprüft.

Reifenbedingte Verschmutzung

Verantwortlich sind Zusatzstoffe, die die Qualität und Widerstandsfähigkeit des Reifens verbessern. Die Wege, über die diese Schadstoffe die Pflanzen kontaminieren, sind noch nicht eindeutig geklärt. Aber eine Kontamination ist sowohl über den Boden als auch über Wasser und Luft möglich.

Teil eines Autoreifens neben der Borsteinkante. Daneben Wiese.
Legende: Die Forschenden fordern weitere Untersuchungen zu diesem Thema. Keystone

Insgesamt ist die reifenbedingte Verschmutzung beträchtlich: Eine Studie des ETH-Instituts für Materialwissenschaft und -technologie (Empa) zeigt, dass sie für 90 Prozent der in die Umwelt freigesetzten Mikroplastikpartikel verantwortlich ist.

Auswirkungen auf Gesundheit noch unbekannt

Obwohl die Auswirkungen dieser Schadstoffe wenig dokumentiert sind, hat ein Fall in den USA Aufsehen erregt: Im Jahr 2020 zeigten Forschende der Universität Washington, dass eines der Abbauprodukte von Reifenrückständen, 6PPD-Chinon, für den Tod von 40 bis 90 Prozent der Coho-Lachse in bestimmten Wasserläufen verantwortlich war. Die Konzentrationen, denen diese Fische ausgesetzt waren, sind jedoch nicht vergleichbar mit den durchschnittlichen täglichen Dosen, die wir in der Schweiz über Gemüse aufnehmen, so die EPFL-Wissenschaftler.

Noch fehlen also verlässliche Studien. «Derzeit gibt es wenige Daten über die Auswirkungen von Reifenverbindungen auf die menschliche Gesundheit», stellen die Forschenden fest. Sie fordern deshalb weitere Untersuchungen zu diesem Thema.

A bon entendeur, 18.2.25, 20:10h

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