Die Schaufenster sind zugeklebt, verbarrikadiert, weiss gestrichen oder geben den Blick frei ins leere Innere eines Ladens – in vielen Schweizer Städten zeigt sich dieses trostlose Bild. Das «Lädelisterben» ist zum Phänomen geworden.
Eine der Städte, die das besonders zu spüren bekommt, ist Yverdon-les-Bains. Die Leerstandsquote im Stadtzentrum hat hier soeben erst die symbolische Schwelle von 10 Prozent überschritten. «Wir sehen nicht nur leere Geschäfte, sondern solche, die über lange Zeit geschlossen bleiben. Das ist beunruhigend», klagt Pierre-André Michoud, Präsident der Société industrielle et commerciale d'Yverdon, gegenüber dem Westschweizer Fernsehen RTS.
Yverdon und das Problem mit den leeren Schaufenstern
Das sieht auch Isabelle Riond so. Sie ist seit 25 Jahren Floristin und beobachtet geschätzt «zwischen sechs und sieben leere Schaufenster» in ihrer Strasse. «Es gibt zwei oder drei Geschäfte, die noch gleich sind, aber bei den Kleineren hat sich viel verändert.»
Das Problem mit der Rendite
Dass gewisse Läden leer stehen, habe auch damit zu tun, dass sie Investoren wie Pensionskassen gehören, so Pierre-André Michoud. «Einige dieser Eigentümer sagen sich, dass ihre Immobilie eine theoretische Rendite haben muss, und sie legen auch die Miete dementsprechend fest.»
Wenn die Eigentümer keine Mieterinnen oder Mieter finden, haben sie zwar keine Einnahmen, «aber die theoretische Rendite haben sie nach wie vor. Würden sie hingegen die Miete senken, würde auch die Rendite sinken», fügt er hinzu. «Und wir wissen, dass wenn eine Rendite sinkt, der Wert des Gebäudes sinkt.»
Kurzfristige Denkweise
Dies ist aber nicht das einzige Problem. Einige Eigentümer wollen oder können die Renovierungsarbeiten nicht in Auftrag geben, die bei einem Mieterwechsel nötig werden. Jésus Sancha, selbst Eigentümer, wünschte sich manchmal, dass die Stadt hier weniger Vorgaben machen würde, bedauert aber gleichzeitig das Verhalten einiger Kollegen.
«Diese Lokale leer stehen zu lassen, ist eine kurzfristige Reaktion», sagt er. «Auf lange Sicht ist das nicht nachhaltig. Das Gebäude verfällt und am Ende wird es viel teurer, diese Arbeiten später durchzuführen.»
Neue Ideen
Die Stadt wiederum äussert sich besorgt über die Situation, weist aber darauf hin, dass ihr Handlungsspielraum recht begrenzt ist. «Wir werden am 5. Juni ein Treffen der Unternehmen im Stadtzentrum organisieren, um festzulegen, was wir tun können», sagt Guillaume Abetel, Delegierter für Tourismus und Wirtschaft der Stadt Yverdon. Er fügt hinzu, dass die Stadt eine unterstützende Rolle spielen könne, «aber nicht die Eigentümer ersetzen könne».
Yverdon untersucht jedoch mehrere Denkansätze. Einer davon ist eine neue Steuer für Eigentümer, die zögern, ihre Geschäftsflächen zu vermieten.
Sich ähnelnde Innenstädte
Während kleinere Läden sterben, hat man den Eindruck, dass die Vereinheitlichung der Stadtzentren voranschreitet. Von Genf bis Madrid, überall Geschäfte derselben internationalen Marken.
Allerdings ist diese Homogenisierung weniger ausgeprägt als es scheint. Genf ist die Schweizer Stadt mit dem höchsten Anteil internationaler Marken. Diese machen 65 Prozent der Geschäfte in den Haupteinkaufsstrassen aus. In Zürich hingegen beträgt ihr Anteil nur 40 Prozent. Das heisst, sechs von zehn Geschäften stammen hier aus der Schweiz.