Der Schweizer Tennisstar Stan Wawrinka soll fast eine halbe Million bei einem Projekt verdient haben, bei dem Tausende von Kleinanlegerinnen und Kleinanlegern viel Geld verloren haben. Das sorgt derzeit in der Romandie für Aufruhr.
Wawrinka startete das sogenannte Ballman Project mit Prosper Masquelier, einem französischen Geschäftsmann. Zahlreiche Leute investierten schliesslich in das Game und kauften sich virtuelle Spieler, die auf der sogenannten NFT-Technologie basieren: die «Ballmans». Ihr Preis lag zwischen 200 und 600 Franken.
Diese Verkäufe sollen gemäss den Unternehmern vier Millionen Euro in Kryptowährungen eingebracht haben. Nach dem Kauf eines «Ballman» konnten die Spieler an bezahlten Turnieren teilnehmen und so – je nach Ergebnis – Geld verdienen.
2600 Teilnehmende haben fast alles verloren
Insgesamt haben etwa 2600 Personen ins Projekt investiert. Doch sie wurden schnell enttäuscht, wie die französische Zeitung «Le Canard enchaîné» im November 2023 berichtete. Die NFTs verloren stark an Wert.
Die Sendung «Mise au Point» des Westschweizer Fernsehens RTS traf sich mit mehreren dieser Investoren. «Ich habe meinen Ballman bei seiner Einführung für 318 Franken gekauft. Heute ist er 12 Franken wert», berichtet ein Walliser.
Seit ein paar Wochen scheint das «Ballman Project» stillzustehen. Auf Anfrage von RTS schreibt Masquelier: «Der Erfolg ist in Bezug auf die Besucherzahlen nicht eingetreten, wir haben keine Rentabilität erreicht. Dennoch möchten wir das Projekt nicht aufgeben.»
Wawrinka hat Geld erhalten
Angesichts des Ärgers der Fans hat ein bekannter Blockchain-Ermittler, Thomas Perrin, beschlossen, die Geldflüsse des «Ballman Projects» zu verfolgen. Seine Nachforschungen zeigen, dass Wawrinka den Wert von 440'000 Dollar in der Kryptowährung Ethereum erhalten hat.
Die Ergebnisse der Recherche wurde den Mitgliedern der Ballman-Community mitgeteilt. Ein Spieler aus Paris kommentiert: «Ich habe das Gefühl, dass Stan Wawrinka alle betrogen hat.»
Tennisstar weist Betrugsvorwürfe zurück
Wawrinka verteidigt sich: «Ich habe die Erstellung der ersten Version des Spiels und das Marketing des ersten Mints (Anm. d. Red.: die Erstellung der NFTs) finanziert. Meine Vorschüsse wurden mir zurückgezahlt, später wurde ich für mein Bild und die fürs Projekt aufgewendete Zeit bezahlt.»
Masquelier fügt hinzu: «Stan wurde zu einem Preis entschädigt, der weit unter dem Wert liegt, der für eine Person seines Einflusses üblich ist.» Zum Gesamtbetrag der noch offenen Rechnungen will er sich nicht äussern. «Heute ist unser Unternehmen gesund und schuldenfrei. Wir führen Verhandlungen mit einigen Partnern.»
Wawrinka sagt, er könne die Enttäuschung der Käufer verstehen. Von einem Betrug könne aber keine Rede sein: «Wir haben ein tolles Projekt geschaffen, ein funktionierendes Spiel entwickelt und ausgeliefert und echte Blockchain-Turniere veranstaltet, bei denen unsere NFT-Inhaber gespielt haben und immer noch spielen. Einige haben Preise in Kryptowährungen gewonnen, andere haben ihre NFTs mit Gewinn weiterverkauft. Wenn ich dafür kritisiert werde, dass ich den Zusammenbruch des NFT-Marktes nicht vorhergesehen habe, halte ich das für ein bisschen leichtfertig.»
Dennoch planen enttäuschte Investoren nun eine Sammelklage.