«Cash Catch» wurde Anfang des Jahres von Influencern in den Niederlanden eingeführt. Inzwischen hat sich das Spiel in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien ausgebreitet. 500'000 Followerinnen und Follower haben Hunderte Euro eingezahlt.
«Ich habe gesehen, dass es das in der Schweiz noch nicht gibt und dachte mir, warum nicht ich», sagt der Influencer, der «Cash en Suisse» ins Leben gerufen hat, gegenüber dem Westschweizer Radio und Fernsehen (RTS). «Ich hatte 50 Abonnenten, dann 100, dann 200 und es ging steil bergauf.» Heute hat der Influencer fast 15'000 Followerinnen und Follower auf Instagram.
Seit Mai versteckt er regelmässig 10- oder 20-Franken-Noten überall in der Westschweiz. Dann veröffentlicht er ein Video, das den Weg zur Beute zeigt. Und dann kann die Schatzsuche für seine Abonnenten beginnen. Und es wird nicht nur Geld versteckt. Immer mehr Unternehmen wenden sich an den Influencer, damit er für sie wirbt.
Im Ausland gilt: Je mehr Videos angesehen werden, desto mehr Geld verdienen die Influencer. In der Schweiz gilt diese Regel noch nicht. Der Schweizer Influencer versteckt 40 Franken pro Monat. Für ihn ist es nur ein Spiel, in die Rolle eines mysteriösen Wohltäters zu schlüpfen. «Ich möchte nicht, dass die Leute wissen, dass ich es bin», sagt er. «Anonym Freude bereiten, das ist auch cool.»
«Cash Catch» scheint allerdings gegen die Regeln von Instagram zu verstossen. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen des sozialen Netzwerks heisst es, dass Nutzer «kein Geld oder Geschenke als Gegenleistung für Likes, Abonnenten, Kommentare oder andere Formen der Interaktion anbieten» dürfen.
«Influencer probieren Neues aus, um Follower zu gewinnen, sie spielen mit den Regeln», sagt Vincent Bifrare, der Mitbegründer der Firma Donuts Communication. Laut dem Experten für soziale Netzwerke wäre es nicht überraschend, wenn Meta dereinst einige Konten schliessen würde. Auch der Influencer, der «Cash en Suisse» lanciert hat, ist offenbar von Instagram zur Ordnung gerufen worden. Es sei ihm mitgeteilt worden, er solle sich die Regeln genauer ansehen.
«Cash Catch» befindet sich auch in rechtlicher Hinsicht in einer Grauzone. Artikel 720 des Schweizerischen Zivilgesetzbuchs legt fest: Wer eine verlorene Sache findet, muss das entweder dem Besitzer oder dem Fundbüro melden. Dort heisst es auch: «Zur Anzeige an die Polizei ist er verpflichtet, wenn der Wert der Sache offenbar zehn Franken übersteigt.»
Das neue Spiel könne mit mehreren Gesetzesartikeln in Konflikt geraten, warnt der Sprecher der Genfer Polizei, Alexandre Brahier. Er verweist zum Beispiel auf eine Missachtung des Strassenverkehrsgesetzes, «wenn es zu einer Menschenansammlung kommt, zum Beispiel an einer Kreuzung, und diese auf die Fahrbahn übergreift».
Er veröffentliche seine Videos «auf überlegte Weise», verteidigt sich der Schweizer Influencer. «Ich poste nicht an Orten, die gefährlich sind, die verboten sind oder die privat sind. Aus meiner Sicht tue ich nichts Falsches.»