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Trotz des Kriegs in Gaza Schweiz exportiert militärisch nutzbare Güter nach Israel

Panzerplatten oder ballistische Schilde: Das sind einige der Güter, die seit dem Angriff vom 7. Oktober aus der Schweiz nach Israel exportiert wurden. Es handelt sich um Dual-Use-Güter, die sowohl zivil wie militärisch genutzt werden können und die vom Bund trotz des Kriegs in Gaza bewilligt wurden.

Das Unternehmen Knight Shield hat seinen Sitz in Bursins im Waadtland und ist auf ballistischen Schutz spezialisiert. Es hat im Januar und Februar 2024 kugelsichere Schilder an die israelische Gefängnisverwaltung exportiert. Das berichtet das Westschweizer Fernsehen (RTS) unter Berufung auf Ausfuhrerklärungen, die vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) ausgestellt wurden. Dieses Material ist für Einsatzkräfte bestimmt, die in israelischen Gefängnissen tätig sind.

Laut einem im August 2024 veröffentlichten Bericht der israelischen Menschenrechtsorganisation B'Tselem haben sich diese Einheiten seit dem 7. Oktober zahlreicher Misshandlungen schuldig gemacht. Es wird von Schlägen mit Sturmgewehren oder Schlagstöcken sowie von Angriffen mit Hunden berichtet. Auch Fälle von Folter, sexuellem oder psychischem Missbrauch wurden von B'Tselem dokumentiert. Die Firma Knight Shield wollte gegenüber RTS nicht dazu Stellung nehmen.

Bleche für Abschirmungen

Ein weiteres Westschweizer Unternehmen, dessen Name in den Dokumenten auftaucht, ist die Constellium Valais SA mit Sitz in Siders. Es ist in der Aluminiumproduktion tätig. Einige Tage nach den Anschlägen vom 7. Oktober erhielt das Unternehmen vom Seco eine Ausfuhrgenehmigung für Grobbleche, die als Panzerplatten verwendet wurden. Der Endempfänger in Israel arbeitet mit dem israelischen Verteidigungsministerium zusammen. Constellium Valais SA reagierte nicht auf Anfragen von RTS.

Mit «dialog» einen Blick über die Sprachgrenzen werfen

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Dieser Artikel erschien zuerst auf Französisch bei RTS und wurde von der «dialog»-Redaktion übersetzt. Die Originalversion können Sie auf RTS lesen.

«dialog» ist das Angebot der SRG, das mit Debatten und dem Austausch von Inhalten Brücken baut zwischen den Sprachregionen in der Schweiz und den Schweizerinnen und Schweizern im Ausland.

Zwischen Oktober 2023 und April 2024 hat das Seco an 17 Schweizer Unternehmen Ausfuhrgenehmigungen für Dual-Use-Güter nach Israel erteilt. Mindestens sechs der betroffenen Unternehmen haben ihren Sitz in der Westschweiz, neun in der Deutschschweiz und zwei im Tessin.

Der finanzielle Ertrag kann dabei nicht im Vordergrund gestanden haben. Einige der exportierten Güter wurden nur für einige Hundert Franken verkauft. Eine einzige Genehmigung wurde für einen Export von mehr als einer Million Franken erteilt, eine Kleinigkeit angesichts der 64 Milliarden, die die Schweiz im ersten Quartal 2024 exportiert hat.

Das Interesse der betroffenen Unternehmen liege woanders, sagt Philippe Cordonier, Leiter des Westschweizer Büros von Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinenindustrie: «Es handelt sich hauptsächlich um KMU, die im zivilen Bereich tätig sind. Sie nutzen die Kompetenzen, die sie in diesen sehr innovativen Militärprojekten erwerben, um hochwertige technologische Produkte in anderen Tätigkeitsbereichen zu entwickeln.»

Von Fall zu Fall bewertete Güter

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Derzeit gelten Beschränkungen für Exporte nach Israel für Güter, die direkt im Konflikt eingesetzt werden können, wie Waffen, Munition, Sprengstoff und andere Kampfmittel. Anträge auf Ausfuhr von Dual-Use-Gütern und spezifischen militärischen Gütern werden von Fall zu Fall anhand der internationalen Rechtslage bewertet.

Spezifische Militärgüter sind Güter, die für militärische Zwecke entwickelt oder verändert wurden, bei denen es sich jedoch nicht um Waffen, Munition, militärische Sprengstoffe oder sonstige Mittel für den Kampf oder die Kampfführung handelt.

Auch wenn diese Praktiken in der Schweiz legal sind (siehe Box), erregen sie Aufmerksamkeit, da der Staat Israel wegen seines Vorgehens im Gazastreifen kritisiert wird und der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs Haftbefehle wegen Kriegsverbrechen gegen den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu und seinen Verteidigungsminister Joav Galant beantragt hat.

Für Philippe Cordonier von Swissmem sind ethische Fragen allein Sache der betroffenen Unternehmen. «Es liegt in der Verantwortung des Unternehmens zu entscheiden, ob es Material an Firmen in Konfliktländern verkaufen will oder nicht», sagt er.

Krieg im Nahen Osten

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Die Konflikte in Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Libanon halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Rendez-vous, 21.8.2024, 12:30 Uhr

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