Die Geschichte der 100-jährigen Berner Firma Merz und Benteli ist auch die Geschichte von Cementit – vom Leim, den es wohl in fast jedem Schweizer Haushalt gibt.
Dessen Entstehungsgeschichte ist jedoch eine besondere: Cementit sei, so erwähnt es das Unternehmen heute, «eines der erfolgreichsten zufälligen Nebenprodukte» der Unternehmensgeschichte.
Radioaktivität als Schatten über dem Unternehmen
Der Leim wurde nämlich entwickelt, um radiumhaltiges Leuchtpulver auf Zifferblättern von Uhren zu befestigen, um die Zeit auch bei Dunkelheit ablesen zu können. Der Leim hielt, was er versprach.
Später war die radiumhaltige Substanz als Stoff für die Herstellung von Leuchtfarbe nicht mehr haltbar, weil sich herausstellte, dass Kontakte gesundheitsschädigend sind. Die Branche musste umdenken, so auch Merz und Benteli.
Tüfteln im Keller des Schlosses in Bümpliz
Angefangen hat die Geschichte der Firma in den Kellerräumen des noblen Elternhauses des jungen Chemikers Albert Benteli. Anfangs des letzten Jahrhunderts gründete dieser zusammen mit seinem Studienfreund Walter Merz das gemeinsame Unternehmen.
Im neuen Schloss Bümpliz – im Besitz der ortsansässigen Buchdruckerfamilie Benteli – blubberte und kochte es bald in den Leimtöpfen. Über Jahrzehnte wurde an gleicher Stätte die Leuchtfarbe hergestellt.
Ein Produkt für die Galerie
Heute hat sich das Unternehmen Merz und Benteli auf die Herstellung von hochwertigen Kleb- und Dichtstoffen für professionelle Anwendungen spezialisiert. Eine Schwesterfirma von Merz und Benteli hat sich der Herstellung von Leuchtschriften verschrieben.
Cementit? Macht noch gerade ein Prozent des Firmenumsatzes aus, sagt Marketingchef Simon Bienz. Die Firmengeschichte mit dem bekannten Leim und den problematischen Leuchtstoffen habe aber dazu geführt, dass sich die Firma weiterentwickelt hat – «auch wenn es damals schwierige Vorfälle gegeben hat», so Bienz. Zum Beispiel für Albert Benteli: Der Mitgründer der Firma ist 1955 an den Folgen der Radiumforschung gestorben.