In Meisterschwanden könnte das erste Seewasserwerk im Kanton Aargau entstehen. Die Idee: Wasser aus dem Hallwilersee zu Trinkwasser verarbeiten.
Mit dem Seewasserwerk will die Gemeinde möglichen Dürreperioden und dem sinkenden Grundwasser begegnen. Mit dem Blick auf den Klimawandel sei das Projekt eine gute Lösung, findet der Gemeinderat. Die Idee komme auch beim Kanton und den umliegenden Gemeinden an, sagt Gemeindeammann Ueli Haller.
Was am Hallwilersee geplant ist, wird am Sempachersee im Kanton Luzern seit vielen Jahren praktiziert. Bereits 1965 haben Pioniere hier ein Seewasserwerk erbaut.
Die erste Leitung wurde damals bei einem Unwetter zerstört. Statt Eternitleitungen wurden danach Stahlleitungen verlegt. Noch heute profitiert die ganze Region vom Seewasserwerk. Es ist das einzige Werk mit einer Konzession im Sempachersee.
Das Seewasserwerk steht in der Nähe der bekannten Vogelwarte Sempach. Hier wird das Wasser auf rund 38 Metern vom See abgepumpt.
«Das Wasser hat dort immer dieselbe Temperatur, und ist frei von oberflächlichen Verschmutzungen», weiss Theo Leutwiler, ursprünglich Aargauer und seit 25 Jahren für die Wasserversorgung in der Region zuständig.
Durch das Abpumpen des Wassers werde der See aufs Jahr gerechnet bei voller Leistung maximal 5 Zentimeter abgesenkt. «Ein Gewitter macht das sofort wieder wett», weiss Theo Leutwiler aus Erfahrung. Das Wasser geht also nicht aus.
Für die Region sei es ideal, Trinkwasser aus dem See zu nehmen, weil es hier kaum Quellen habe, sagt der Fachmann.
Die Originalpumpen von 1965 stehen immer noch im Wasserwerk Sempach. Sie wurden mehrmals revidiert, funktionieren immer noch gut. Sie pumpen das Wasser ins drei Kilometer entfernte, höher gelegene Reservoir. Von hier aus werden mehrere Gemeinden beliefert: Sempach, Eich, oder auch Beromünster.
Das Wasser sei nicht stark verschmutzt, aber längst nicht so sauber wie im Vierwaldstättersee, sagt Theo Leutwiler. Es habe aber viele organische Teilchen im Wasser.
Zuerst wird das Wasser deshalb in einem Tank mit Quarzsand gefiltert, ähnlich wie bei der Gründung des Werks damals, einfach moderner. Anschliessend wird mit Ozon alles Organische abgetötet. Danach wäscht Aktivkohle das Ozon aus dem Wasser. Jetzt ist es sauber und trinkbar, ohne Nebengeschmack.
Die Kohlebecken (hinter Scheiben) scheinen schwarz. Das Wasser in den Becken sei aber klar, sagt der Experte im Gespräch mit SRF. Die Aktivkohlefilter reinigen das Ozon und weitere organische Partikel.
Die Filter werden einmal pro Jahr gewechselt. Das kostet um die 50'000 Franken. Zudem sei natürlich das Pumpen des Wassers teurer, als wenn es einfach aus einer Quelle sprudelt, erklärt Theo Leutwiler weiter. Das Pumpen braucht Energie.
Für Sempach und die Region sei das Seewasserwerk eine gute Lösung. Insgesamt rund 20'000 Personen profitieren von dieser Art von Trinkwasser in der Region.
Ein Vorteil: Das Seewasser ist sehr weich. «Enthärtungsanlagen braucht es in Sempach keine».