Urs Birchlers Job ist kein Zuckerschlecken: Er führt ein Spital, das in einer Krise steckt. Letztes Jahr gab es in der Rechnung unter dem Strich ein Minus von 7 Millionen Franken, mit der Fusion mit dem Spital Lachen klappt es nicht. Und nun soll Urs Birchler als Direktor ad interim das Spital Einsiedeln wieder auf Kurs bringen.
SRF News: Urs Birchler, das Spital Einsiedeln ist in einer schwierigen Situation. Wie bringen sie das Spital wieder auf finanziell gesunde Beine?
Urs Birchler: Der Weg kann nicht sein, dass man mit dem Rasenmäher alles kürzt, zum Beispiel beim Personal. Man muss mit den Leuten zusammen schauen, wie man Prozesse besser gestalten kann, Dinge, die nicht notwendig sind, weglassen. Da sind die Leute dabei und motiviert.
In den Köpfen ist etwas gegangen. Alle überlegen sich, bei gewissen Prozessen, ob es wirklich richtig ist, so wie man es aktuell macht. Für mich steht an erster Stelle die Qualität, und an zweiter Stelle die Wirtschaftlichkeit, und an dritter Stelle der gute Ruf. Denn dieser hat gelitten.
Wenn Sie vom Personal sprechen: Da geht es auch um Kürzungen. Erst vor kurzem hat sich das Personal gewehrt. Es gab eine Unterschriftensammlung.
Das war so. Ich sage das bewusst in der Vergangenheit. Die Stimmung hat aber gekehrt. Die Leute sehen, dass der Weg richtig ist. Wir gehen ja nicht radikal runter mit der Personalzahl, sondern auf diejenige von 2017. Das war die zweithöchste Zahl von Mitarbeitenden in der Geschichte des Hauses. Es war einfach falsch, im letzten Jahr derart aufzustocken.
Wie sieht es denn finanziell aus? Ich erinnere: Im letzten Jahr betrug das Defizit 7 Millionen Franken.
In diesem Jahr werden wir sicher 3 Millionen besser sein als 2018. Aber es ist schon so - mit einem Budget von 43 Millionen Franken ein Minus von 7 Millionen auszubügeln, das braucht viel. Konkret heisst das: um die Abschreibungen und Schuldzinsen zahlen zu können, müssen wir im Betrieb einen satten Überschuss von 5 Millionen erwirtschaften. Etwa 2022/23 sollten wir soweit sein, dass wir eine schwarze Null schreiben.
Das Spital Einsiedeln hat in den letzten Jahren etwa 60 Millionen investiert. Der Gesundheitsökonom Heinz Locher sagt, das sei ein katastrophaler Fehler gewesen. Was sagen Sie dazu?
Das Spital hatte um 2012 einen grossen Rückstau, es war sehr wenig investiert worden über Jahre, sogar eine Schliessung stand im Raum. Dann wählte man die Vorwärtsstrategie, und da hat man dann mit zu grosser Kelle angerührt.
Die Schwyzer Regierung wollte das Spital vor acht Jahren schliessen. Wäre das rückblickend nicht besser gewesen?
Ich als Ökonom mit überregionalem Blick, der selber als Regierungsrat im Kanton Zug zwei Spitäler geschlossen hat, habe meinen Verwandten immer gesagt, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass im Kanton Schwyz eine Zukunft mit drei Spitälern richtig ist. Jetzt ist das Spital aber renoviert und angebaut. Das Spital ist der grösste Arbeitgeber der Region und es gibt absolut Möglichkeiten, dass es auch künftig gute Chancen hat - wenn man es richtig macht.
Das Gespräch führte Sämi Studer.