Vor 25 Jahren wurde die offene Drogenszene in der Stadt Bern – der Kocherpark – geschlossen. Mittendrin Daniel Weber. Der heute 52-jährige geriet als Teenager mit Drogen in Kontakt.
Er ist seit Jahren in einem Heroinersatz-Programm. Die Zeit in der Szene hat seinen Körper geschwächt. Arthrose macht ihm das Leben zusätzlich schwer. Seit einem Jahr lebt er im Pflegeheim Solina, einer Institution für Langzeitpflege in Spiez. «Ich habe es nie geschafft, aus den Drogen raus zukommen», sagt Weber. «Aber ich trauere der verlorenen Zeit nicht nach.» Er könne das Rad der Zeit ja nicht zurückdrehen. Im Heim erhält er die Unterstützung, die er täglich braucht. Und er behält die Freiheit, die ihm wichtig ist.
Überblick über Jahrzehnte der Suchtpolitik
Viele Drogensüchtige, die in den offenen Szenen vor 30 Jahren unterwegs waren, teilen das Schicksal von Daniel Weber, sagt Carl Müller, stellvertretender Leiter der Stiftung für Suchthilfe, Contact.
Die Stiftung Contact betreibt auch die städtische Drogenanlaufstelle an der Hodlerstrasse. Da erhalten Süchtige seit Jahrzehnten die Gelegenheit, in einem geschützten Rahmen ungestört Drogen zu konsumieren.
Suche nach zweitem Standort
Diese Institution hat wesentlich dazu beigetragen, dass die offene Drogenszene in der Stadt Bern nach der Schliessung des Kocherparks im Jahr 1992 nach und nach aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit verschwand.
Der Umgang mit Drogensüchtigen im Fixerstübli – zuerst an der Münstergasse, später an der Nägeligasse und heute an der Hodlerstrasse – leitete zudem ein Umdenken in der Drogenpolitik ein – insofern, als dass die dort praktizierte Schadensminderung zu einem akzeptierten Teil der Drogenpolitik wurde.
Seit 2001 ist das Fixerstübli an der Hodlerstrasse untergebracht – zwischen Kunstmuseum und Reitschule. In einem Perimeter, der sich mehr und mehr zu einem Ausgeh-Gebiet gewandelt hat.
Um die Konfliktsituationen in diesem stärker genutzten öffentlichen Raum zu verringern, hat der Berner Gemeinderat nun in Auftrag gegeben, im Rahmen eines Pilotprojekts auszutesten, ob eine zweite Anlaufstelle die bisherige Anlaufstelle entlasten könnte. Erste Standortideen sollen, laut der städtischen Drogenbeauftragten Regula Müller, diesen Sommer vorliegen.
(Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 06:32/17:30 Uhr)