Heute sollen alle wieder gemeinsam an einem Bau arbeiten. Aber ohne, dass sie gleichzeitig anwesend sein müssen. Möglich macht es die Digitalisierung: BIM erzeugt aus Daten eine virtuelle Baustelle.
BIM steht für «Building Information Modeling». Grundlage ist der klassische Plan eines Gebäudes, wie wir ihn vom Papier kennen. In der digitalen Version haben viel mehr Informationen Platz: zum Beispiel, ob eine Wand tragend ist – oder nicht. Ob sie aus Beton ist oder aus Backstein. Wo Steckdosen hinkommen. Diese unzähligen Angaben waren bis anhin nicht im klassischen Gebäudeplan eingetragen, sondern zum Beispiel in einer separaten Excel-Liste des Architekten.
Die digitale Revolution am Bau
Der digitale BIM-Bauplan führt diese Informationen zusammen. Das tönt trivial, hat aber grosse Auswirkungen: Nicht nur Menschen können diese Pläne lesen, auch Computer können etwas damit anfangen. Das eröffne ganz neue Möglichkeiten auf der Baustelle, erklärt Manfred Huber, Leiter des Institut Digitales Bauen der Fachhochschule Nordwestschweiz.
So könne ein Handwerker eine App auf seinem Handy installieren und damit durch die Kamera einen Raum einer Baustelle betrachten. Die Software erkenne dann dank der hinterlegten Daten aus dem BIM den Raum und könne dann die virtuelle Realität aus dem digitalen Bauplan mit dem physischen Bereich überlagern.
Das Handy kann so dem Elektromonteur anzeigen, wo er eine Steckdose montieren muss. Oder dem Sanitär, wo welche Rohre hinkommen. Das reduziert mögliche Fehlerquellen. Und klassisches Abmessen mit dem Metermass ist nicht mehr nötig.
Der Bau ist auf den Hund gekommen
Vermehrt kommen auch Roboter zum Einsatz, die den Baufortschritt überwachen. Sie sehen aus wie Hunde, laufen abends, wenn es ruhig ist auf der Baustelle durch ein Gebäude und scannen die Räume.
So wird sofort klar, was tagsüber gemacht wurde auf der Baustelle, weil aus den Daten des Roboters ein zweiter Plan zur Verfügung steht. Indem man ihn mit den Gebäudedaten des «Building Information Modellings» überlagern, also vergleicht, werden sofort Fehler sichtbar, Abweichungen vom digitalen BIM-Bauplan. Falsch montierte Rohre etwa in einer Mauer, bevor die am nächsten Tag mit Beton gefüllt wird. Oder Rohre, die sich in die Quere kommen, wenn der Installateur am nächsten Tag den Fehler nicht ausbügelt.
Ein grundlegendes Problem auf heutigen Baustellen sei, so Manfred Huber, die fehlende Kommunikation. Für jeden Bauschritt gibt es unterschiedliche Spezialisten und Handwerkerinnen, die nicht zur gleichen Zeit vor Ort sind und dann auch noch zu wenig miteinander sprechen.
Anders als beim Bau der Kathedralen fehle deshalb heute oft der Überblick. Auch, weil heute Baustellen nach dem «Push»-Prinzip funktionierten, sagt Manfred Huber, ein «Gärtli-Denken» vorherrsche. Es brauche wieder eine Gleichzeitigkeit, ein Miteinander. Wie es das vor ein paar hundert Jahren etwa beim Bau des Basler Münsters gab.
Der digitale BIM-Bauplan katapultiert die Baubranche wieder zurück ins Mittelalter – im positiven Sinn.
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