Barbara Gurtner politisierte für linke Parteien im Nationalrat, im Berner Stadtparlament und im Kantonsparlament. 1984 sorgte sie im Nationalrat während einer Debatte mit einem Leopardenkostüm für Aufsehen.
Heute ist sie 74 Jahre alt. Trotzdem will sie sich noch nicht zur Ruhe setzen: Sie engagiert sich für die Rechte älterer Menschen – beispielsweise im Stadtberner Rat für Seniorinnen und Senioren oder bei der «Grossmütterrevolution». Diese Bewegung soll Grossmüttern ein neues Gesicht geben.
SRF News: Würde Sie sich als Kämpferin bezeichnen?
Barbara Gurtner: Nein, diesen Begriff habe ich nicht gerne. Er klingt so aggressiv und militärisch.
Wie ist es mit «Powerfrau»?
Dieses Wort gefällt mir viel besser. Er zeigt, dass man mit viel Kraft und Energie im Einsatz ist. Am besten gefällt mir aber der Begriff «wilde Frau». Ich würde mich als wild und unkonventionell beschreiben.
Was würden Sie bei Ihnen als besonders unkonventionell bezeichnen?
Meinen Kleiderstil. Aber auch meine Leichtigkeit, etwas in Angriff zu nehmen. Das bedeute mit sehr viel. Mit dieser Offenheit gehe ich durch den Alltag.
Früher setzten Sie sich für den Frieden und eine offene Gesellschaft ein, heute sind Sie im Stadtberner Rat für Seniorinnen und Senioren tätig und bei der «Grossmütterrevolution». Warum dieses Engagement?
Ich politisiere immer aus der eigenen Betroffenheit heraus. Ich finde, das Bild der älteren Leute in der Gesellschaft muss revidiert werden. Sie werden zu wenig wertgeschätzt. Die Bedürfnisse der älteren Menschen kommen oft zu kurz, sei es zum Beispiel bei der Betreuung und der Pflege.
Früher versuchten sie, politisch aufzufallen. Gefiel ihnen das?
Ich wollte nicht zwingend auffallen. Ich konnte dadurch aber die Aufmerksamkeit auf meine politischen Anliegen lenken. Und von diesen Anliegen und Ansichten war und bin ich überzeugt.
Ich konnte die Aufmerksamkeit auf meine politischen Anliegen lenken.
Erst Jahre nach meinem Auftritt im Leopardenkostüm bemerkte ich, dass ich damals all den alten, angepassten Herren die Show gestohlen hatte. Zugegeben: Das freut mich noch immer.
Das Gespräch führte Thomas Pressmann.