Etwa hundert Tage im Jahr fällt kein Sonnenstrahl auf den Klöntalersee bei Glarus. Die Temperaturen in der Talsenke fallen tief unter den Gefrierpunkt, der See mit klarem Bergwasser gefriert. Dies machten sich Ende des 19. Jahrhunderts findige Glarner zunutze. Sie sägten das Eis aus dem See und verkauften es an Metzgereien, Restaurants oder Brauereien, da zu dieser Zeit noch keine Kühlschränke vorhanden waren.
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Bild 1 von 5. Besonders in den 1890er Jahren herrschte Goldgräberstimmung im Klöntal. Bis zu 300 Pferde waren an einem Tag unterwegs. Bildquelle: Landesarchiv des Kantons Glarus.
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Bild 2 von 5. Für Bauern und Handwerker war das Gletschern ein lohnenswerter Nebenerwerb. Bildquelle: Landesarchiv des Kantons Glarus.
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Bild 3 von 5. Die steilen Felswände sorgen dafür, dass etwa 100 Tage im Jahr der Klöntalersee im Schatten liegt. Bildquelle: Landesarchiv des Kantons Glarus.
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Bild 4 von 5. Die Strassen waren erst wenig befestigt und wurden immer wieder durch Lawinen beschädigt. Bildquelle: Landesarchiv des Kantons Glarus.
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Bild 5 von 5. Das Eis wurde teilweise eingelagert, teilweise per Bahn bis nach Marseille und Köln transportiert. Bildquelle: Landesarchiv des Kantons Glarus.
Der Beginn des sogenannten «Gletschern» wird auf 1862 datiert. Ein richtiger Eisrausch entwickelte sich um 1890. Täglich zogen bis zu 300 Pferde mit jeweils zwei Transportschlitten vom Klöntal ins Tal. Dort wurden die Eisblöcke auf die Bahn verladen und in die ganze Schweiz und nach Europa transportiert. Ein anderer Teil wurde in tiefen Kellern eingelagert, damit das kostbare Gut auch im Sommer zur Verfügung stand.
Für Bauern und Handwerker war das Gletschern ein willkommener Nebenerwerb im Winter. In den 1930er-Jahren wurden die ersten Kühlschränke populär. Schliesslich wurde das Gletschern im Klöntalersee 1953 aufgegeben. Zuletzt hatte noch die Brauerei Wädenswil den Auftrag gegeben.