- Im Rahmen der neuen Immobilienstrategie zentralisiert der Aargau den Einkauf von Strom für alle seine Liegenschaften.
- Die AEW Energie AG hat die Ausschreibung für diese Dienstleistung gewonnen und den Zuschlag erhalten.
- Noch ist unklar, welche Art von Strom sie für den Aargau einkaufen soll. Sicher ist: Es muss politisch korrekter Strom sein.
Atomstrom? Dreckstrom? Möglichst billiger Strom? Nur Öko-Strom? Inländischer Strom? Oder auch aus dem Ausland? Windstrom? Eigene Produktion? Es sind viele Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Auftrag für die AEW Energie AG stellen.
Doch der Reihe nach: Bis jetzt war es so, dass die verschiedenen Teile der kantonalen Verwaltung ihren Strom selber einkauften. Als Beispiel sei die Kantonsschule Baden angeführt, die ihren Strom bis jetzt bei den Regionalwerken Baden einkauft. Sie kann selber bestimmen, welches «Produkt», also welchen Strommix sie will.
Doch mit individuellen Lösungen ist Schluss. Dafür gibt es zwei Gründe: Erstens wurde der Markt liberalisiert, d. h. grosse Stromkunden sind nicht im Monopol gefangen, sie dürfen ihren Storm irgendwo kaufen bzw. dürfen gar nicht mehr nur einen einzigen Anbieter berücksichtigen, sondern müssen ihre Aufträge auf dem freien Markt ausschreiben.
Und zweitens will der Kanton Aargau seine Immobilien einheitlicher und straffer verwalten, um Geld zu sparen. Dafür hat der Grosse Rat eine neue Immobilienstrategie verabschiedet. Und im Rahmen dieser neuen Strategie hat der Kanton den Auftrag, den Strom für sämtliche Liegenschaften zentral einzukaufen, vor einiger Zeit öffentlich ausgeschrieben.
AEW Energie AG kauft Strom für den Aargau
Am Freitag wurde der Zuschlagsentscheid im Amtsblatt publiziert. Zentraler Stromeinkäufer für den Kanton Aargau wird die AEW Energie AG. Sie erbringt diese Dienstleistung für alle Abteilungen des Kantons. Verbunden damit ist auch die Aufgabe, alle Strombezüge richtig in Rechnung zu stellen.
Der Zuschlag ist also erteilt. Noch nicht definiert ist, welche Art von Strom die AEW Energie AG in Zukunft einkaufen soll. Das ist eine hoch politische Frage, denn beim Strom scheiden sich die Geister. Sicher dürfe die AEW nicht einfach den billigsten Strom einkaufen, der an der Börse angeboten werde. Das sagt Urs Heimgartner, der Leiter von Immobilien Aargau im Departement Finanzen und Ressourcen. Der Preis sei nur eines von vielen Kritierien.
«Der Kanton Aargau ist bei allen Beschaffungen der Nachhaltigkeit verpflichtet», sagt Urs Heimgartner. Zu dieser Nachhaltigkeit gehöre auch die «gesellschaftliche Solidarität». Damit sei gemeint, dass bei der Stromproduktion auf die Auswirkungen auf die gesamte Gesellschaft geachtet werde. Ein Flusskraftwerk zum Beispiel müsse so gestaltet sein, dass es die Fische schone. Es solle aber auch durch die Gestaltung der Uferbereiche einen Mehrwert schaffen für die Bevölkerung.
Atomstrom für den Atomkanton?
Die AEW Energie AG darf also nur nachhaltig produzierten Strom einkaufen. Bedeutet das nun zum Beispiel, dass Atomstrom tabu ist? Diese Frage sei noch nicht entschieden, sagt Urs Heimgartner. Momentan überwiege die Ansicht, Atomstrom sei nicht nachhaltig. Es könnte also sein, dass die AEW Energie AG, die selber Atomstrom produziert und die zu 100 Prozent dem Kanton Aargau gehört, der am meisten Atomstrom produziert in der Schweiz, ihrem Auftraggeber und Besitzer keinen Atomstrom liefern darf.
Durch die Steckdosen der kantonalen Liegenschaften wird kein Dreckstrom fliessen.
Hingegen sei schon jetzt klar, dass die AEW keinen Strom aus Kohlekraftwerken in Deutschland oder Polen mit ihrem hohen CO2-Ausstoss einkaufen dürfe. «Durch die Steckdosen von kantonalen Liegenschaften wird sicher kein Dreckstrom fliessen», sagt Heimgartner.
Kein Heimatschutz, aber Label
Die Vorgaben, welchen Strom die AEW Energie AG für den Aargau einkaufen darf, werden noch viel zu reden geben. Es geht um den Anteil von Solarstrom, von Windstrom und von Wasserstrom. Klar ist: Die AEW darf nicht nur Strom einkaufen, der im Aargau produziert wird. Das lässt das Submissionsgesetz nicht zu, denn dadurch würden ausserkantonale oder ausländische Anbieter diskriminiert.
Man werde wohl mit Labeln arbeiten, erläutert Urs Heimgartner von Immobilien Aargau. Das heisst, die AEW Energie AG wird die Vorgabe erhalten, dass ein gewisser Teil ihres eingekauften Strommixes das Label Windstrom tragen muss. Ein anderer Teil wird mit Strom aus Photovoltaik gelabelt sein etc. und wieder ein anderer trägt das Label Wasserstrom oder Strom aus Biomasse.