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Elektronik auf der Skipiste In Adelboden ist jeder sein eigener Weltcupstar

Skigebiete rüsten digital auf. Am Chuenisbärgli etwa stehen automatische Kameras, verbunden mit einer Handy-App.

Anfang Januar findet am Chuenisbärgli in Adelboden jeweils in riesiges Volksfest statt. Tausende Zuschauer verfolgen das traditionelle Weltcuprennen. Doch abseits dieses Rennens fristete das Chuenisbärgli bis vor Kurzem ein Schattendasein, weil es für Skigäste der Region Adelboden-Lenk eher schlecht erreichbar war.

Mit der Einrichtung der Höchstbahn wurde das Chuenisbärgli besser erschlossen. «Und da stellte sich für uns die Frage, wie wir mehr Publikum hierher bringen», sagt Björn Luginbühl, der technische Leiter der Bergbahnen Adelboden. Die Lösung war eine Skimovie-Anlage auf der echten Weltcuppiste.

Starthäuschen, Skifahrer.
Legende: In Adelboden kann jeder auf der Weltcuppiste sein eigenes Rennen fahren. Andreas Lüthi/SRF

Skifahrer starten wie richtige Skirennfahrer im Starthäuschen der Riesenslalomstrecke, automatische Kameras filmen sie und unten zeigt ihnen eine Tafel die Zeit an. Auf dem Smartphone oder im Internet können die Skifahrer den Film anschauen oder in sozialen Medien teilen.

Automatische Kamera, Pistennetz, Berge.
Legende: Gefilmt werden die Amateurrennfahrer von einer automatisch gesteuerten Kamera am Pistenrand. Andreas Lüthi/SRF

Solche elektronische Zusatzangebote zu den traditionellen Bergbahnen gehören für viele Skigebiete mittlerweile zum Standard. Es gibt nicht nur Rennpisten mit automatischer Zeitmessung und automatischen Kameras, es gibt auch Geschiwndigkeitsmesser, automatische Fotokameras oder Messsysteme für geleistete Pistenkilometer. Das Skiabo dient als Identifikationskarte, auf dem Smartphone kann die Leistung abgerufen werden. Und nebenher liefern die Systeme Daten über die Nutzer.

Luginbühl zeigt auf Bildschirm.
Legende: Auf dem Handy oder hier kann man seine Zeiten und den Lauf im Video anschauen: Technikchef Björn Luginbühl am Skiline-Terminal. Andreas Lüthi/SRF

Harter Konkurrenzkampf

«Mit solchen Anlagen positionieren wir uns gegenüber den Mitbewerbern», sagt Urs Pfenninger, Tourismusdirektor der Destination Adelboden-Lenk-Kandersteg. Der Konkurrenzkampf in den Wintersportgebieten ist hart, viele Regionen sind froh, wenn sie die Gästezahlen halten können. «Erstaunlicherweise werden diese elektronischen Zusatzangebote auch stark von älteren Leuten genutzt, die sich erst langsam ins digitale Zeitalter vortasten», sagt Pfenninger.

Jeden Tag bekommt Pfenninger Angebote von Firmen, die der Destination eine neue Attraktion für die Skipiste verkaufen wollen. «Wir stehen vor der Aufgabe, aus den vielen neuen Angeboten auszuwählen, was beim Publikum ankommt und was technisch umsetzbar ist», sagt Tourismusdirektor Pfenninger. Filmdrohnen auf der Piste seien zum Beispiel beim Publikum durchgefallen. Und Systeme, welche die Länge von Warteschlangen bei Liften und Bahnen auf Smartphones übermittelt haben, hätten sich als wenig nützlich erwiesen.

Österreichischer Marktführer

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Die meisten elektronischen Zusatzangebote auf den Pisten stammen aus der Produktion der österreichischen Firma «Alturos Destinations», spezialisiert auf die Digitalisierung von touristischen Dienstleistungen. Unter der Marke «Skiline» bietet sie Skimovies, einen Höhenmeterservice, Speedchecks oder Photopoints an. Seit der Saison 2013/14 hat sie in den Kantonen Bern und Wallis 18 Skimovie-Anlangen gebaut. In diesem Zeitraum sind laut eigenen Angaben knapp eine Million Filmchen entstanden.

Die Skimovie-Anlage am Chuenisbärgli jedoch wird geschätzt. Rund 20'000 Skifahrer und Skifahrerinnen haben sie in der ersten Saison 2016/17 benutzt. Das sind fast 200 pro Tag. «Damit sind wir sehr zufrieden», sagt Björn Luginbühl, der technische Leiter der Bergbahnen Adelboden. Man habe die Chuenisbärglipiste mit diesem Angebot auch für ein breiteres Publikum bekannt machen können.

Big Brother auf der Skipiste

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Wer sein Video auf der Skiline-App oder im Internet anschauen will, muss sich anmelden und hinterlässt so seinen Namen, sein Geburtsdatum und seine Emailadresse. Er erklärt sich einverstanden, per Post oder E-Mail weiterführende Informationen von Skiline und dem Skigebiet zu erhalten, in dem er einen Skipass gelöst hat. «Wir wollen dem Kunden einen personalisierten Nutzen gewährleisten», sagt Tourismusdirektor Urs Pfenninger. Der Verwendung der Daten seien aber Grenzen gesetzt. Wer sich ausklinken wolle, könne sein Profil löschen und bekomme so auch keine Werbung mehr.

(SRF1, Regionaljournal Bern Freiburg Wallis, 17.30 Uhr)

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