Mit Marco Wölfli tritt eine der Identifikationsfiguren der Young Boys Ende Saison zurück. Der 37-jährige Torhüter bestritt fast seine gesamte Karriere für den Meister der letzten beiden Jahre.
Er stand symbolisch für die vielen knappen Niederlagen im Cupfinal, gleichzeitig krönte er seine Karriere als Goalie beim Meistertitel 2018. Der Pechvogel kriegte sein Happy End. Trotz vielen Tiefschlägen blieb Marco Wölfli dem Verein 20 Jahre lang treu.
SRF News: Beim Spiel, bei dem YB Meister wurde, haben Sie einen Penalty gehalten. War Ihnen in diesem Moment bewusst, dass Sie jetzt zum Held werden?
Marco Wölfli: Für mich war das Team im Vordergrund. Ohne meine Mitspieler hätten wir nicht gewonnen, sie haben Tore geschossen. Es war nicht nur ich, es war die ganze Mannschaft, die gekämpft hat. Zum Glück konnte ich meinen Teil dazu beitragen.
Sie klingen sehr bescheiden. Sind Sie das?
Das ist schon etwas sehr Wichtiges für mich. Das will ich auch meinen Kindern mitgeben. Bodenständigkeit ist wichtig, man muss mit beiden Füssen auf dem Boden bleiben, man ist nicht besser als andere Menschen.
Trotzdem, Sie sind ein Vorbild für viele. Diese Funktion müssen Sie auch wahrnehmen.
Ja, das ist aber auch etwas anders. Das geniesse ich schon. Jetzt auch, als ich meinen Rücktritt bekannt gegeben habe. Ich kriege so viele Nachrichten, auch von Erwachsenen, die sagen, dass sie meinetwegen Goalie geworden sind. Das macht mich stolz, zeigt mir aber auch, dass ich eine Verantwortung trage.
Seit 20 Jahren sind Sie beim Verein. In dieser Zeit haben Sie einige Rückschläge erlebt: Zweimal verloren Sie knapp im Spiel um den Cupfinal.
Das sind Momente, die im Fussball leider dazugehören. Das hat schon weh getan. Aber schlussendlich bringt einen das auch weiter.
Das sind Momente, die im Fussball leider dazugehören.
Klar waren es bei YB oft Extremsituationen. Aber das ist halt so, man muss seine Lehren daraus ziehen.
Nach einer Verletzung 2013 waren Sie plötzlich nicht mehr die Nummer 1. Es kamen junge Goalies, die Ihnen die Show stahlen. Wie war das, die Spiele von der Ersatzbank aus zu schauen?
Das war eine neue Situation. Das musste ich zuerst verarbeiten. Einen Tag vor meinem Geburtstag hat mit YB mitgeteilt, dass ich nicht mehr die Nummer 1 bin. Da war ich froh um meine Familie, die für mich da war – wie übrigens während der ganzen Karriere.
Wieso sind Sie YB – trotz allem – treu geblieben?
Ich habe gemerkt, dass es sich richtig anfühlt. Mir war, wenn ich einen Vertrag unterschrieben habe, immer wichtig, dass ich glücklich bin.
Ich war glücklich bei YB.
Ich wusste, dass es nicht einfach wird, aber ich war bereit dafür. Ich wollte dafür kämpfen, dass wir erfolgreich sind.
Das Gespräch führte Martina Koch.