Es wären eigentlich die besten Voraussetzungen für ein rauschendes Jubiläumsfest. Genau 175 Jahre ist es her, seit in Luzern am 21. August 1845 mit dem «Schweizerhof» das erste Grand Hotel der Stadt seine Tore öffnete – ein Haus, das so illustre Gäste beherbergte wie die Schriftsteller Mark Twain oder Lew Tolstoi, den britischen Premierminister Winston Churchill, oder vor einigen Jahren auch die Jazz- und Soulsängern Nathalie Cole.
Doch so richtige Feststimmung will nicht aufkommen bei Patrick Hauser, der zusammen mit seinem Bruder Mike Hauser in der 5. Generation Inhaber des Hotels Schweizerhof ist. Er sitzt in der Hotellobby und sagt: «Wir stehen gerade vor grossen wirtschaftlichen Herausforderungen, die uns noch lange beschäftigen werden.»
Die Hälfte des Jahresumsatzes fehlt
Denn ausgerechnet das Jubiläumsjahr beschert dem Fünf-Sterne-Haus historische Tiefstwerte. Der Tourismus ist als Folge der Corona-Pandemie eingebrochen, besonders in den Städten, Luzern ist da keine Ausnahme.
Im Juli ist das Hotel Schweizerhof in der Regel zu 93 Prozent ausgelastet – in diesem Jahr jedoch betrug die Auslastung gerade mal 25 Prozent. Mehr als die Hälfte des normalen Jahresumsatzes fehle zur Zeit, sagt Hauser.
Virus schaffte, was Kriege nicht fertiggebracht haben
Damit nicht genug: Während sieben Wochen musste der «Schweizerhof» diesen Frühling gar ganz schliessen, zum erst zweiten Mal in der 175-jährigen Geschichte – das erste Mal war während der grossen Renovation von 1998/1999, das zweite Mal während des Lockdowns.
«Unser Hotel hat kurz nach der Eröffnung den Sonderbundskrieg erlebt, dann die Weltkriege, die Spanische Grippe, die grosse Weltwirtschaftskrise – und immer war es geöffnet», sagt Patrick Hauser. «Diesmal mussten wir wegen Corona klein beigeben, ausgerechnet im Jubiläumsjahr. Das war eine bittere Pille.»
Erste Gäste aus Nachbarländern kommen wieder
Dennoch ist Hauser optimistisch. Auch die Corona-Zeit werde irgendwann als gemeisterte Krise in die Hotelgeschichte eingehen, ist er überzeugt. Nach den erfolgreichen vergangenen Jahren sei das finanzielle Polster gross genug, um die gegenwärtige Durststrecke zu bewältigen.
Und bereits gebe es wieder ermutigende Zeichen, sagt er: «Wir haben es in kurzer Zeit geschafft, sehr viele zusätzliche Gäste aus der Schweiz ins Hotel Schweizerhof zu bringen, und zunehmend finden auch wieder Besucher aus den Nachbarländern den Weg nach Luzern.»
Trotzdem: Die Gäste aus den USA und Asien fehlen weiterhin. «Wir hoffen, dass sich das wieder erholt», sagt Patrick Hauser. «Aber wann das sein wird, ist im Moment schwierig abzusehen.
Derweil wurde das geplante grosse Jubiläumsfest zur Feier von 175 Jahren «Schweizerhof» abgesagt – gefeiert wird lediglich im kleinen Rahmen.