Laut Prognosen sollte es für Marius Bear im ESC-Halbfinale in Turin knapp werden. Doch es scheint, als hätte der 29-Jährige die Voraussagen als Ansporn genommen. Denn jetzt steht er im Finale des Eurovision Song Contests 2022. Mit seinem Song «Boys Do Cry» sang er sich in die Herzen der Jury und des Publikums.
Trotz einer Lichtpanne während des Auftritts ist die Freude bei dem Appenzeller nach der Verkündung riesig: «Wir haben es geschafft! Ich habe bereits eine Runde geweint. Boys Do Cry. Jetzt machen wir es beim nächsten Mal besser – noch besser als jetzt.»
Starke Konkurrenz
Marius Bears Konkurrenz war gross. Die ukrainische Band Kalush Orchestra gelangte mit ihrem Lied «Stefania» – entsprechend den Erwartungen – als grosser Favorit ins Finale. Auch Norwegen begeisterte mit ihrer Performance und dem Song «Give That Wolf A Banana».
In die Endausscheidung am Samstag haben es neben den «Big Five» Frankreich, Deutschland, Italien, Grossbritannien und Spanien folgende Länder geschafft: Armenien, Island, Litauen, Portugal, Griechenland, Norwegen, Ukraine, Moldawien, die Niederlande und die Schweiz.
Die Zuschauerinnen und Zuschauer entschieden zu 50 Prozent per Televoting über das Weiterkommen der Teilnehmenden. Die restlichen 50 Prozent lagen bei den Länderjurys. Welches Land wie viele Punkte erhielt, wurde jedoch nicht verraten, um die Abstimmung am Samstag nicht vorab zu beeinflussen. Wer die beiden Halbfinals gewonnen hat, wird also erst nach dem Finale veröffentlicht.
Grosse Fussstapfen
Der Appenzeller tritt in die Fussstapfen von Luca Hänni und Gjon’s Tears. Hänni landete 2019 mit seinem Song «She Got Me» in Tel Aviv auf Platz 4. Der Freiburger Gjon’s Tears schaffte es letztes Jahr mit «Tout l’univers» sogar in die Top 3. In den Jahren zuvor hatte sich die Schweiz jeweils nicht für das Finale qualifiziert.
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Bild 1 von 10. Bei den letzten beiden Teilnahmen am ESC ist die Schweiz vom Erfolg verwöhnt: 2021 belegt Gjon's Tears mit «Tout l'univers» Rang 3. 432 Punkte gibt es – Rekord für die Schweiz. Ein Jahr zuvor fällt der ESC dem Coronavirus zum Opfer. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 10. 2019 tanzt sich Luca Hänni mit «She Got Me» auf Rang 4 mit 364 Punkten. Bei 62 Teilnahmen erreicht die Schweiz 28 Mal einen Platz in den Top Ten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 10. Vor Luca Hänni ist Sebalter mit «Hunter of Stars» 2014 der letzte Schweizer ESC-Finalist. Er bekommt 64 Punkte und landet auf Platz 13. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 10. 2011: Es gibt Platz 25 für Anna Rossinelli. Mit ihrem Song «In love for a while» holt sie 19 Punkte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 5 von 10. Scheitert 2010 im Halbfinal: Michael von der Heide mit «Il pleut de l'or». Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 10. Scheitern ebenfalls im Halbfinal: Lovebugs mit «The Highest Heights» 2009. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 10. «Switzerland – zero points» – 2004 scheitert Pieri Esteriore mit «Celebrate!» im Halbfinal. Es gibt null Punkte. Bildquelle: Keystone.
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Bild 8 von 10. Auch Francine Jordi mit «Dans le jardin de mon âme» konnte die anderen Länder nicht überzeugen. 2002 landet die Schweiz mit 15 Punkten auf Rang 22. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 10. Als erste Siegerin überhaupt am Grand Prix Eurovision de la Chanson (heute: Eurovision Song Contest) gewinnt Lys Assia 1956 für die Schweiz in Lugano mit dem Lied «Refrain». Bildquelle: Keystone.
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Bild 10 von 10. Auch der zweite und letzte Sieg der Schweiz am ESC liegt schon ein paar Jahre zurück: Céline Dion gewinnt 1988 mit dem Lied «Ne partez pas sons moi». Bildquelle: Keystone.
Der grösste Gesangswettbewerb der Welt wird dieses Jahr zum dritten Mal in Italien ausgetragen – nach 1965 in Neapel und 1991 in Rom. Die letztjährige Ausgabe in Rotterdam gewann die italienische Rockband Måneskin mit ihrem Song «Zitti e buoni». Die Schweiz holte bisher zweimal den Sieg: Lys Assia 1956 und Céline Dion 1988.
Am Donnerstag folgt die zweite Halbfinalrunde, in der die restlichen zehn Final-Teilnehmer bestimmt werden.