Im Mai hatte die Bünder Regierung Esther Omlin als ausserordentliche Staatsanwältin für den Fall Quadroni ernannt. Auslöser war ein umstrittener Polizei-Einsatz gegen den Bauunternehmer und Whistleblower Adam Quadroni im Juni 2017. Die Südostschweiz und dann das Online-Magazin Republik berichteten als erste über diesen Einsatz (siehe «Verantwortliche verschleppten Untersuchung zu Polizeigewalt» vom 2.5.2018).
Jetzt hat Adam Quadroni beantragt, dass alle ihn betreffenden Verfahren, sei es als Beschuldigter oder Kläger, von einem einzigen ausserordentlichen Staatsanwalt geführt werden.
Anzeigen von kantonalen Behörden
Laut dem Anwalt von Adam Quadroni sind rund ein dutzend Verfahren hängig. Bei einem grossen Teil handle es sich um Anzeigen von kantonalen Behörden – darunter das Konkursamt und die KESB, die bereits früher eingereicht worden waren.
Das bestätigt Claudio Riedi, Leiter der Bündner Staatsanwaltschaft. Ermittlungen würden seit 2014 laufen. Alle Fälle, die Adam Quadroni als Kläger oder Beschuldigten betreffen, sollen nun von einem Staatsanwalt behandelt werden. Wie es weiter heisst, könne Esther Omlin «aus Kapazitätsgründen» keine weiteren Verfahren aus dem Kanton Graubünden übernehmen.
«Überschneidungen sind vielleicht grösser»
Wenn aber die Staatsanwaltschaft bereits seit 2014 in diversen Fällen bezüglich Adam Quadroni ermittelt, wieso wurden nicht alle von Beginn weg einem ausserordentlichen Staatsanwalt übergeben?
Laut Claudio Riedi war ursprünglich geplant, nur die Vorwürfe rund um den Polizeieinsatz von einem ausserkantonalen Staatsanwalt untersuchen zu lassen. «Unterdessen hat sich gezeigt, dass die Überschneidungen vielleicht doch grösser sind».
Unklar, wie lange das Verfahren dauert
Vor diesem Hintergrund hat die Staatsanwaltschaft Graubünden bei der Regierung beantragt, dass neu Urs Sutter als ausserordentlicher Staatsanwalt eingesetzt wird. Die Regierung hat diesen Antrag gutgeheissen.
Urs Sutter hat ein Anwaltsbüro im Kanton Zug und war bis 2015 Staatsanwalt im Kanton Obwalden. Er schreibt auf Anfrage, im Moment lasse sich noch nicht abschätzen, wie gross der Aufwand für die Untersuchungen sei. Dafür müsse er zuerst alle Akten sehen.