Wer Mittags hungrig hineinsticht ins Menschengewimmel an der Luzerner Määs, der lässt eine Sache besser draussen: Gute Vorsätze punkto Ernährung. Denn an der Määs ist praktisch jeder Ernährungstrend der vergangenen Jahre spurlos vorbeigegangen. Vegane Küche, Spinat-Smoothies, all diese hippen Menus mit Chia-Samen drin? Fehlanzeige. Gemüse kommt an der Määs hauptsächlich auf der Auslage jenes Verkaufsstandes vor, an dem eine Frau mit umgeschnalltem Mikrofon einen neun Gemüsehobel demonstriert. Stattdessen: Würste, Pommes-Frittes, Raclette.
«Schon sehr wurstlastig hier»
Unten am See der einzige Thai-Foodstand. Der Verkäufer zuckt mit den Schultern und sagt: «Wir sind in der ganzen Schweiz unterwegs mit unserem Stand. Aber hier ist es verglichen mit anderen Städten schon sehr wurstlastig, würde ich sagen.»
Der Stand nebenan verkauft Piadine, italienisches Fladenbrot, gefüllt mit Schinken, Tomaten oder Ruccola. Verhältnismässig leichte Kost. «Wir haben hier eine Lücke gefunden, der Verkauf läuft gut», sagt der Koch. Allerdings: Das Raclette, das er ebenfalls anbietet, scheint noch besser zu laufen als die Piadine.
Wenige Meter daneben hat sich eine lange Schlange gebildet. Es ist der Stand der Metzgerei Doggwiler - ein Klassiker, seit 70 Jahren ist die Metzgerei an der Määs dabei. Im Angebot: Burger und verschiedene Würste. «Das ist an der Määs einfach so», sagt Metzger Urs Doggwiler. «Hier darf gesündigt werden. Es darf fettig und kalorienreich sein, das gehört dazu. Wir haben eine richtige Stammkundschaft, die uns an jeder Määs besucht.»
An der Määs darf gesündigt werden - das gilt auch für Süssigkeiten, für Zuckerwatte, Magenbrot, gebrannte Mandeln und allerlei Gezuckertes mehr. «Die Leute gönnen sich das einfach», sagt die Verkäuferin eines Magenbrot-Standes. «Sie sagen sich: Eigentlich darf ich nicht - aber es ist Määs, und heute lasse ich mir es gut gehen.»
Und klar: Ein leichtes Salätchen kann man ja auch wieder essen, wenn die Määs vorbei ist.