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FC Luzern «Wenn kein Einheimischer einsteigen will, was soll ich machen?»

FCL-Präsident Philipp Studhalter zur Fussballsaison während Corona und möglichen neuen Investoren aus dem Ausland.

SRF News: Philipp Studhalter, die Fussballmeisterschaft ist vorbei. Es war eine spezielle Meisterschaft mit einem längeren Unterbruch und anschliessenden Geisterspielen. Mit was für Gefühlen erinnern Sie sich an die Saison?

Philipp Studhalter: Für den FCL war es eine anspruchsvolle Erfahrung. Wichtig war, dass wir so schadlos wie möglich durch die Coronakrise kommen. In diesem Zusammenhang möchte ich die grosse Solidarität zum Club erwähnen, die wir erfahren konnten. Finanziell ist ein grosser Schaden entstanden. Nach der Wiederaufnahme mussten wir den vollen Betrieb sicherstellen und Löhne bezahlen, konnten aber keine Einnahmen generieren.

Wie viele Zuschauer brauchen Sie künftig, um über die Runden zu kommen?

Die Fans im Stadion sind ein wichtiger Faktor der Einnahmen, aber nicht der einzige. Ganz wichtig für uns ist die Kurzarbeitsentschädigung. Laut dem Bund ist diese jedoch nicht mehr geschuldet, seit wir die Meisterschaft – notabene mit Geisterspielen – wieder aufnahmen. Ich kann das nicht nachvollziehen und sehe hier eine grosse Ungleichbehandlung. Mit den kantonalen und städtischen Behörden haben wir zum Glück ein sehr gutes Einvernehmen; hier haben wir zum Beispiel bei den Sicherheitskosten eine gute Lösung gefunden.

Aktuell gibt es vom Bundesrat keine Signale, dass die Zuschauerbeschränkungen schon bald wieder gelockert werden. Von welchem Szenario gehen Sie aus?

Das Wichtigste ist ganz klar die Gesundheit der Fans, der Bevölkerung. Trotzdem hoffe ich natürlich stark, dass der Bundesrat am 12. August zugunsten der Bewilligungspflicht entscheidet. Das würde bedeuten, dass Veranstaltungen ohne fixe Zuschauerbegrenzung wieder möglich sind; unter der Voraussetzung, dass sie von den kantonalen Behörden genehmigt werden. Ich bin der Meinung, dass die Kantone am besten wissen, wie sich die Lage bei ihnen präsentiert und was vertretbar ist an Veranstaltungen.

Im Hintergrund dieser Saison lief der Zank unter den Grossaktionären. Auch das sorgte für Schlagzeilen. Wie sieht die Situation aktuell aus?

Für mich ist essenziell, dass die Aktionäre hinter dem FC Luzern stehen. Dass sie untereinander nicht gleicher Meinung sind, ist zweitrangig. Dass sie sich für den Club einsetzen, das haben alle Beteiligten immer wieder bewiesen. Insofern bin ich hoffnungsvoll gestimmt. Aber ja: Es laufen seit mehreren Monaten Gespräche zwischen den verschiedenen Aktionären, aktuell ein runder Tisch, von dem ich mir eine Klärung erhoffe. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Die Fans sind unzufrieden. Es gibt den Aufruf, keine Saisonkarten zu kaufen, bis der Streit beigelegt ist.

Ich verstehe die Fans. Auch ich als Präsident will möglichst schnell Klarheit. Es ist jedoch ein ungünstiger Zeitpunkt für einen Boykott, da der FCL bereits bedingt durch Corona in einer schwierigen Situation ist. Weitere finanzielle Einbussen schaden dem Club, es geht ums Überleben.

Es geht das Gerücht um, dass ausländische Investoren einsteigen wollen, namentlich Leute aus Russland. Was wissen Sie davon?

Wichtig ist, dass wir FCL-Aktionäre haben, die sich mit dem Club identifizieren, mit der Zentralschweizer Mentalität. Es ist aber auch eine Tatsache, dass ich für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verantwortlich bin. Und wenn kein einheimischer Investor einsteigen will: Was soll ich dann machen? Die 164 Angestellten sind eine Realität, es geht um Geld, ums Überleben des Clubs.

Zusammenfassung des obigen Audios. Das Gespräch führte Sämi Studer.

Regionaljournal Zentralschweiz, 5. August 2020, 17:30 Uhr; ; 

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