Beim Walliser Heli-Unternehmen Air-Glaciers sind 60 von insgesamt 146 Stellen bedroht. Die Unternehmensleitung informierte die Mitarbeitenden am Dienstagabend an einer Videokonferenz, wie eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Sie bestätigte damit Informationen der Zeitung «Le Nouvelliste» und des Radiosenders «Rhône FM».
90 Prozent eingebrochen
Philipp Perren, Verwaltungsratspräsident von Air-Glaciers und von Air Zermatt, erklärte am Mittwoch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass bei Air-Glaciers aufgrund der Corona-Pandemie die Nachfrage nach Rettungsflügen um über 90 Prozent und im kommerziellen Bereich um rund 70 Prozent eingebrochen sei.
Um einen Rettungshelikopter das ganze Jahr rund um die Uhr einsatzbereit zu halten, brauche es für eine dreiköpfige Crew aus Piloten, Notarzt und Sanitäter rund 16,5 Vollzeitstellen, rechnte Perren vor. Crew, Einsatzleitung und Administration kosteten so rund 2,4 Millionen Franken, ob Einsätze geflogen würden oder nicht.
Kein Wintersport, keine Rettungsflüge
Bei Air-Glaciers sind laut Angaben von Flugbetriebsleiter Patrick Fauchère allein mit der Schliessung der Wintersportgebiete Mitte März rund ein Drittel der Rettungseinsätze des gesamten Winters weggebrochen.
Die Air-Glaciers hat nach eigenen Angaben bereits vor der Coronakrise unter strukturellen finanziellen Verlusten im Fluggeschäft gelitten. Für das Geschäftsjahr 2019 zeichnet sich ein Verlust von über 1,5 Millionen Franken ab. Mit den Entlassungen will die Helifirma gegensteuern, um die Existenz des Unternehmens nicht zu gefährden.
60 sind «worst case»
Wenn 60 der 146 Stellen gestrichen würde, sei das das schlimmstmögliche Szenario, sagte Philipp Perren. Man hoffe, dass es weniger sein werden. Endgültige Entscheide zur Höhe des Personalabbaus sollen vor Ende Mai bekanntgegeben werden. Es ist noch weitgehend unklar, welche der sieben Standorte wie stark betroffen sind.
Das Unternehmen kündigte den Abbauplan bereits dem kantonalen Arbeitsamt an, wie die Interprofessionelle Christliche Gewerkschaft Wallis (SCIV) in einer Mitteilung vom Dienstag schreibt. Das Personal kann bis am 20. Mai Vorschläge machen, wie Entlassungen vermieden oder begrenzt werden könnten.
Rettungsflüge gehen weiter
Vorläufig sind den Angaben zufolge die Rettungs- und Transportdienste gewährleistet. Wann die Helikopter auch für kommerzielle Flüge wieder in die Luft gehen, ist wegen der Massnahmen im Zusammenhang mit der Coronakrise unklar.
Air-Glaciers hatte erst im März angekündigt, mit dem kleineren Konkurrenten Air Zermatt enger zusammenarbeiten zu wollen. Die beiden Walliser Unternehmen wollen Synergien nutzen, aber ihre eigenen Verwaltungsräte und Chefs behalten.