Wie kann man Bilderkennung und künstliche Intelligenz in einem Skigebiet einsetzen? Martin Bünner von der Fachhochschule Graubünden hat eine Idee, für die sein Team und er derzeit Grundlagenforschung betreiben.
In Zukunft könnte es auf den Pisten einen Bereich von etwa 200 Metern geben. Auf dieser abgegrenzten Piste könnten Skifahrerinnen und Skifahrer durchfahren. Dabei werden sie gefilmt.
Automatisierte Verbesserungstipps
Dann analysiert eine künstliche Intelligenz das Video, erkennt die Bewegungen des Skifahrers und leitet daraus Fahrstil und Technik ab.
Danach erhält die Skifahrerin automatisch und sofort nach der Fahrt ein Feedback über mögliche Verbesserungen – oder wird einer Skischulklasse zugewiesen.
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Bild 1 von 4. Ein Testläufer am Start: In diesem Bereich werden Skifahrer gefilmt, um ihre Technik mit künstlicher Intelligenz zu analysieren. Bildquelle: zvG.
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Bild 2 von 4. Während der Fahrt werden Bewegungen erfasst – die KI soll daraus den Fahrstil erkennen und Verbesserungstipps geben. Bildquelle: zvG.
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Bild 3 von 4. Die KI-Skilehrer der Zukunft? Noch wird das Fahrverhalten von Menschen bewertet – bald könnte dies digital passieren. Bildquelle: zvG.
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Bild 4 von 4. Das Forschungsprojekt der FH Graubünden testet, wie Skifahrtechnik automatisiert analysiert werden kann. Bildquelle: zvG.
Die Idee sei es, so Martin Bünner, auch Personen anzusprechen, die beim Skifahren nicht mehr an Skischule denken würden. Vorstellbar sei beispielsweise, dass nach der Testfahrt eine Mitteilung aufs Handy komme und auf Verbesserungspotenzial hinweise und gleich den Vorschlag bringe: «Melde dich doch bei Skilehrer Urs, der kann dir das zwei Stunden zeigen.»
Spass-Video als Werbung für die Skigebiete
Die Idee sei bei «Swiss Snowsports», dem Verband der Skischulen, auf offene Ohren gestossen, sagt Martin Bündner. Und auch für Skidestinationen könne der «digitale Skilehrer» attraktiv sein: Aus der kurzen Videoaufnahme könne man nämlich mehr herausholen als nur eine Fahranalyse. Zum Beispiel automatisch ein witziges Video schneiden, auf dem man sieht, wie man den Hang hinabfährt.
Das Video wäre im Stil eines Weltcup-Rennens gestaltet, mit Sportreporter, Zeitmessung und jubelnder Menge mit Schweizer Fahnen im Hintergrund. Ein solches Video würde x-fach geteilt und sei so eine willkommene Werbung für ein Skigebiet.
Noch spielt der Mensch die künstliche Intelligenz
Das Forschungsprojekt ist am Anfang. Im Februar hat das Team von Martin Bünner in Klosters mit etwa fünfzig Studentinnen und Studenten erste Tests mit Videoaufnahmen gemacht, um zu zeigen, was die Idee des Systems ist. Die Auswertungen am Monitor machten dabei noch Menschen, Skilehrerinnen und Skilehrer.
Wenn das Projekt zustande kommt und auch finanziert werden kann, werden die Forscherinnen und Wissenschaftler ein Computermodell trainieren – mit Skifahrerinnen trainieren, sodass diese künstliche Intelligenz dann immer zuverlässiger die Fahrtechnik eines Skifahrers erkennen kann.
Wozu noch Skilehrer?
Spätestens dann stellt sich die Frage, ob es in Zukunft überhaupt noch Skilehrer Urs oder Skilehrerin Silvia braucht.
Die würden nicht überflüssig, sagt Martin Bünner. Denn: Bei den Testfahrten im Februar habe man gesehen, wie detailliert Skilehrer erkennen, wer wie gut fährt.
Es sei beeindruckend gewesen, das zu erleben, so Bünner. Er ist überzeugt, dass eine künstliche Intelligenz nie einen derartigen Grad an Details schafft.
Aber die ersten drei Viertel der Einordnung einer Skifahrerin in eine Kategorie und damit verbundene Verbesserungstipps könne der digitale KI-Skilehrer einst sicher bewerkstelligen.