- Vor dem Lockdown und währenddessen haben sich monatlich rund 20 Frauen bei der Zürcher «Frauenberatung sexuelle Gewalt» gemeldet.
- Nach den Lockerungen im Juni suchten Frauen in 43 Fällen Hilfe bei der Beratungsstelle.
- Laut Geschäftsführerin Corina Elmer sind auch im Juli mehr neue Beratungen zu verzeichnen.
Weshalb die Meldungen zu sexueller Gewalt nach dem Lockdown zugenommen haben, kann Corina Elmer noch nicht abschliessend beurteilen: «Es hat so etwas wie ein Dammbruch stattgefunden», so die Geschäftsleiterin der «Frauenberatung sexuelle Gewalt».
Es hat so etwas wie ein Dammbruch stattgefunden.
«Die Leute konnten plötzlich wieder in den Ausgang gehen und waren dabei vielleicht auch sehr risikobereit.» So hätten Frauen möglicherweise weniger vorsichtig gehandelt als normalerweise, vermutet Elmer. «Auf der anderen Seite hatten Männer vielleicht auch das Gefühl, sich etwas nehmen zu können, was ihnen vermeintlich zusteht.»
In erster Linie haben Frauen Hilfe gesucht, die schwere Gewalttaten wie Vergewaltigung, Nötigung oder Schändung erlebt hatten. Am häufigsten trifft dies auf Frauen im Alter zwischen 18 Jahren und 29 Jahren zu: «Wir stellen fest, dass viele jüngere Frauen in den Ausgang gegangen sind und es dabei zu schwerer Gewalt und sexuellen Übergriffen gekommen ist», sagt Corina Elmer. Die Übergriffe hätten meist in privaten Wohnungen stattgefunden.
Trend setzt sich im Juli fort
Bei der Frauenberatung haben sich aber auch Opfer gemeldet, die bereits vor dem Lockdown oder währenddessen Gewalttaten erlebt haben. Dies dürfte auch ein Grund für den Anstieg sein. Laut Corina Elmer setzt sich der Trend in diesem Monat fort: Bis Mitte Juli haben sich bereits über 20 Personen bei der Frauenberatung gemeldet.