Katharina Martens arbeitet in der Kinderbetreuung, sie leitet die Tagesstruktur im Gellert-Schulhaus. Am Freitag nimmt sie gemeinsam mit allen Frauen aus ihrem Team am Frauenstreik teil. Sie engagieren sich für mehr Anerkennung des «Frauenberufs Kinderbetreuung».
SRF Regionaljournal: Was machen sie am Freitag?
Katharina Martens: Ich streike. Ich bin seit Jahren VPOD-Mitglied und seit Jahrzehnten in der Gewerkschaft tätig und daher war es für mich keine Frage, dass ich mich am Freitag am Frauenstreiktag beteiligen werde. Ich arbeite in der Tagesstruktur im Gellert-Quartier und mit mir arbeiten viele Frauen. Ich finde es wunderbar, dass alle Frauen aus dem Team gemeinsam an den Streik gehen.
Haben sie in ihrem Team denn genügend Männer, so dass die Kinder am Freitag alle betreut werden können?
Nein, das haben wir nicht. Aber als ich in meinem privaten Umfeld erzählt habe, dass wir Frauen alle am Streik teilnehmen wollen, haben sich spontan Männer gemeldet, die an diesem Tag unsere Arbeit übernehmen. Sie unterstützen die Männer aus unserem Team.
Wieso ist die Kinderbetreuung noch heute ein typischer Frauenberuf?
Aus meiner Sicht ist ein Problem, dass die Betreuungsarbeit mit der Erziehung der Kinder zuhause gleichgesetzt wird. Alle kennen das ein bisschen und man hat das Gefühl, das sei keine grosse Sache. Dabei vergisst man aber, dass die Betreuung in einem grösseren Rahmen - wir betreuen rund 80 Kinder - damit keineswegs vergleichbar ist. Ich denke, das einer der Gründe, wieso diese Arbeit nicht anerkannt und nicht dementsprechend bezahlt wird und weil sie nicht dementsprechend bezahlt wird, wird man kaum Männer finden, die in diesem Beruf tätig sein wollen.
Haben sie mit den Kindern über den Frauenstrektag geredet?
Ja, das haben wir. Es war für uns eine grosse Freude zu merken, dass viele Kinder schon wussten, warum wir morgen nicht da sein werden. Sie setzen sich alle auf ihre Art mit dem Frauenstreik auseinander.
Die Kinder setzen sich alle auf ihre Art mit dem Frauenstreik auseinander.
Speziell die älteren Mädchen haben uns gefragt, ob sie auch teilnehmen dürfen. Mit der Erlaubnis der Eltern dürfen sie das auch.
Zurzeit arbeiten in ihrem Team 30% Männer. Glauben sie, dass dieser Anteil bis in 10 Jahren wächst?
Ich wünsche mir das ganz fest, aber das wird nur passieren, wenn ein gesellschaftlicher Wandel stattfindet. Und zwar nicht nur auf gesellschaftlicher, sondern auch auf wirtschaftlicher und politischer Ebene. Unsere Arbeit muss endlich richtig anerkannt werden.
Das Gespräch führte Nils Widmer.